Seeräuber-Moses

In einer stürmischen Gewitternacht sehen Käptn Klaas und seine Männer von der Seeräuberkogge „Wüste Walli“ das Heck eines Schiffs in den hohen Wellen versinken. Fährt da gerade ihr ärgster Widersacher Olle Holzbein auf seiner „Süßen Suse“ zum Klabautermann? Der Gedanke verselbstständigt sich und ruckzuck gibt es ein hochprozentiges „Trinkerchen“ auf diese gute Nachricht. „Treibgut an Backbord querab!“ Nadel-Mattes, der Segelmacher, sichtet eine Waschbalje auf dem Wasser. Eine Waschbalje? Das ist doch „Lüttschiet“ oder hat Olle darin vielleicht den Blutroten Blutrubin des Verderbens, dem Klaas und Olle seit Jahren hinterherjagen, in Sicherheit retten wollen? Die Balje wird geborgen. Darin liegt in mit Spitze besetzten Tüchern gehüllt – ein Baby.

Das Findelkind erhält vom entlaufenen Mönch Bruder Marten, der jetzt Smutje auf der Walli ist, feierlich den Namen Moses. Und behält den auch, als die Seeräuber beim Windeln wechseln entdecken, dass der Säugling kein Junge, sondern ein kleine Dame ist. Frauen an Bord bringen Unglück. Aber das Baby ins Meer werfen? Das bringen die finsteren Seeräuber dann doch nicht übers Herz und so wächst Seeräuber-Moses mit einer ganzen Schar raubeiniger, aber liebenswürdiger Ersatzväter auf. An Land lässt Käptn Klaas Moses jedoch Jahre lang nicht gehen und so stielt sie sich eines Tages mit einem Trick von der „Wüsten Walli“, um auch mal „finstere Spelunken“ zu sehen.

Dummerweise trifft sie dort ausgerechnet auf den übelsten Piraten der West- und Ostsee – den quicklebendigen Olle Holzbein. Er sperrt Moses in den Ziegelkäfig an Bord der „Süßen Suse“. Klaas Klappe (wie er Käptn Klaas wegen seiner Augenklappe nennt) soll seinen Schatzplan UND den Blutroten Blutrubin des Verderbens rausrücken, sonst geht sein Bengel über die Planke. Moses lernt auf der „Suse“ den Schiffsjungen Dohlenhannes kennen, kann mit ihm gemeinsam Olle Holzbein überlisten und von Bord fliehen. Die beiden Freunde bestehen spannende Abenteuer und lüften am Ende sowohl das Geheimnis um den Blutroten Blutrubin des Verderbens wie das um die Herkunft von Seeräuber-Moses.

Ein Kinderbuch der Extraklasse mit tollen Bildern von Barbara Scholz. Das Stilmittel der Wiederholung wird etwas überstrapaziert, aber das ist dann auch schon der einzige Kritikpunkt. Boies ungewöhnlicher, verschachtelter Schreibstil darf nicht einfach stumpf vorgelesen werden – sonst kann er langweilen. Vielmehr müssen Mama, Papa, Oma oder Opa aktiv in die Rolle des Erzählers schlüpfen, dem ständigen „Rrrrrrübe ab!“-Ruf der Dohle Schnackfass einen eigenen, unverkennbaren Klang verpassen, die Schrulligkeiten der Seeräuber gekonnt verpacken und die Vergleiche mit der Jetztzeit im lockeren Plauderton präsentieren. Dann macht das Vortragen der wirklich guten, spannenden und stellenweise brüllend komischen Geschichte dem Vortragenden mindestens genauso viel Spaß wie den Zuhörern ab sechs Jahren.

Die übernehmen „Verdammich“, „Oh Elend, Elend“, „Pisspottpuper“ und manchen weiteren Seeräuber- Ausdruck anschließend übrigens liebend gerne in ihren aktiven Wortschatz.

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