Ich mag es langsam. Man hat einfach mehr davon, von eigentlich fast allem. Das Leben und die Zeit rauschen schnell genug vorbei. Es ist ja auch ein Trend, gar nicht mehr neu, aber ich bin eben ein Langsam-Merker: Sich Zeit nehmen. Auch beim Essen. Slow Food zum Beispiel ist natürlich und lecker und die einzig richtige Antwort auf das unsägliche Fast Food, aufgekommen in den Achtzigerjahren.
Überhaupt, die Achtziger. „Life in the fast Lane“, ein Leben auf der Überholspur, das war damals für viele Yuppies, Werber und Börsenmakler und sonstwas das erklärte Ziel. Heute ahnen wir, dass die meisten wohl mit Vollgas ins Abseits gerauscht sind. Damals schon (1983) erschien ein für diese aufregende Zeit schon fast prophetischer Roman. Die Entdeckung der Langsamkeit, heißt er, geschrieben hat ihn Sten Nadolny. Es ist ein großartiger Roman um den Seemann und Entdecker John Franklin. In Nadolnys Buch ist Franklin in allen Dingen so langsam, dass er lächerlich wirkt in den Augen anderer Kinder, dann seiner Mitschüler, auch als Erwachsener wird er noch ausgegrenzt und verspottet. Bis er das Positive seiner Langsamkeit einsetzen konnte: Gründlich war er, eben niemals vorschnell, immer durchdacht und auf den Punkt.
Während die anderen zappeln und schnattern, aufgeregt, überlegt er erst einmal. Bevor er etwas sagt. Auch das ist geradezu prophetisch, heute mehr denn je aktuell. Denn das würde ich mir vor allem wünschen in unserer aufgeregten, unübersichtlichen, komplizierten Zeit: Slow Information.
In einer Zeit, in der Journalisten in ihrer Berichterstattung allzu oft von den „sozialen“ Netzwerken vor sich her getrieben werden, empfinde ich eine langsame, gründliche Information als immer wichtiger – und sie wird immer seltener. Nicht als erster über die Katastrophe erfahren und wenn, dann nur die Fakten, soweit sie denn dann eben überhaupt bekannt sind. Lieber dann erst einmal einen kühlen Kopf bewahren, denn auch das zeichnet einen professionellen Journalismus aus. Recherchieren. Informationen sammeln, ordnen, bewerten. Dann erst möchte ich mehr erfahren, auf der Basis gesicherter Fakten und Informationen, und wenn das auch erst Tage oder Wochen später sein mag. Fragen stellen und zulassen, nicht voreilig und nicht immer alles um jeden Preis beantworten. Ich brauche keinen Aufschrei, bitte nicht, vor allem nicht in „den Medien“ womit ich die traditionellen Informationsquellen meine. Zeitung, Radio, von mir aus auch Fernsehen. Allerdings, wenn sich die Berichterstattung hier nicht deutlich von dem Gezeter in den öffentlich zugänglichen Medien unterscheidet, schafft sich der seriöse Journalismus selbst ab.
Dann bleiben immer noch Bücher. „Das Verlässlichste sind Naturschönheiten. Dann Bücher. Dann Braten mit Sauerkraut.“ (Arno Schmidt).
Ein langsames Leben ist so schön. Man hat mehr davon. Und weiß meist auch mehr.