Rudi Plankenhieb der Zweite wäre gerne Bäcker geworden. Nach dem Tod seines Vaters tritt er aber doch in die Fußstapfen seiner Vorfahren und wird – ebenso wie Uropa, Opa und eben auch Papa – Pirat. Und zwar sogar Piratenkapitän auf der „Wellentiger“, die fortan den Hafen jedoch nicht mehr verlässt. Denn Rudi „fürchtet sich vor Gewittern, vor Nässe, vor Wellen und vor der Seekrankheit“. Die neun Piraten auf seinem Schiff langweilen sich fürchterlich und nennen ihren Chef bald nur noch Käpten Schisshose.
Was sind sie da überrascht, als plötzlich doch der Befehl zum Auslaufen ertönt. Der üble Halunke Kurt Krönig hat Rudis Lieblingstante Gitta entführt und fordert ihn nun zum Kampf auf der Knocheninsel. Glücklicherweise hat Rudis Steuermann Jens Ruderblatt Geheimmittel gegen Seekrankheit und Muffensausen und hilft seinem ängstlichen Kapitän mit guten Tipps. So geht es hinauf auf See und mitten hinein in ein spannendes Abenteuer, bei dem Käpten Schisshose merkt, dass es keine Schande ist, Angst zu haben und schließlich sogar über sich hinaus wächst.
Die erste Geschichte vom ängstlichen Käpten Schisshoses ist weit weniger komplex als etwa Kirsten Boies´ „Seeräubermoses“, dank einer unerwarteten Wendung macht die kurze Geschichte dennoch viel Spaß. Die im binnenländischen Hunsrück lebende Lehrerin Michaela Knospe trifft einen einfachen, locker-witzigen Ton. Die 14 Kapitel haben eine angenehme Gute-Nacht-Geschichten-Länge und Niclas Treinen hat die Mannschaft der „Wellentiger“ toll gezeichnet.
Was mich persönlich jedoch stört, ist, dass Knospes Piraten Pizza bestellen, Kaugummi kauen und von der Eröffnung einer Tauchschule träumen. Diese Verknüpfungen mit der heutigen Zeit sind für mich unpassend und damit unnötig. Die Piraten, die heute unterwegs sind, sehen ja nun wirklich anders aus und sind auf anderen Schiffen unterwegs als Rudi Plankenhieb und seine Mannen.
Trotz der hier vorgebrachten konstruktiven Kritik an Kleidung und Ernährungsweise erfreuen sich die Piraten der Wellentiger bester Laune und Gesundheit und finden die Buchrezension von Herrn Schorr wunderbar gelungen.
Die Mannschaft hofft, die geneigten Leser auch für ihr drittes Abenteuer gewinnen zu können, bei dem es in den hohen Norden gehen wird.
Bis dahin recht herzlichen Dank und Ahoi!