Ein Mädchen, ein Traum

Was macht man mit solch einem Buch? Es ist wirklich nicht einfach, zu beantworten. Die Story ist dramatisch, ein Thriller schon fast – aber die Story ist die, über die Lauras Oma ihr Buch geschrieben hat – die Schlacht zwischen den Behörden und der Familie vor dem Beginn von Laura Dekkers Weltumsegelung. Hier, in Lauras Buch, erfahren wir davon nur so ganz nebenbei, immer mal wieder in kurzen Absätzen oder Andeutungen. Hier geht es also um die Reise an sich und die Tatsache, dass Laura Dekker als Teenager alleine die Welt umsegelt hat, ist toll, es ist eine wirklich bewundernswerte Leistung auch wenn sie selbst das vielleicht gar nicht so dramatisch sieht – sie scheint das alles eher relativ normal zu finden. Und eben so liest sich denn auch das Buch. Nicht sehr aufregend. Nun muss es nicht von Stürmen oder Havarien oder Piratenüberfällen wimmeln um spannend zu werden (obwohl das vermutlich schon helfen könnte!), aber etwas mehr – ja, was? Reflexion, zum Beispiel, wenn es schon keine Action gibt, wäre schön gewesen. Dies ist ein ebenso freundliches wie harmloses Tagebuch eines Teenagers, der, so liest es sich zumindest und das ist, wie gesagt, ja auch ihre erfrischend natürliche Einstellung, zufällig um die Welt segelt, statt, beispielsweise, auf den Straßen oder Grachten von Amsterdam aufzuwachsen (was vielleicht abenteuerlicher sein könnte). Die Beschreibungen ihrer Landausflüge und ihrer Begegnungen mit anderen Seglern sind ziemlich öde, aber vielleicht ist das eben einfach so gewesen. Die Sprache schlicht, die Übersetzung eigenwillig: Ich jedenfalls kenne keinen Segler, der „Steiger“ sagt wenn er, vermutlich, Schlengel oder von mir aus auch Schwimmsteg meint. Und doch. Irgendetwas hat dieses Buch. Literatur ist es ganz sicher nicht, aber ein ungewöhnliches Dokument einer ungewöhnlichen Reise, das sich dadurch, und nur dadurch, von den vielen anderen beliebigen Weltumseglerbüchern unterscheidet. Was geht in diesem Mädchen vor, das mit 14, 15 Jahren alleine auf den Ozeanen unterwegs ist? Was denkt, fühlt es? Auch wenn es ganz offenkundig nicht sehr viel ist oder zumindest nicht sehr viel davon in diesem Text preisgegeben wird – irgendwie möchte man es doch wissen. Für Laura mag das alles ganz normal sein, sie ist offenbar ein eher bescheidenes Mädchen, das sich nicht zu sehr ins Rampenlicht drängt, auch wenn sie mit ihrer Geschichte natürlich durch die Medien gewandert ist. Für uns ist es aber eben doch spannend zu lesen, wie sie tickt. Übrigens, das Vorwort von Tania Aebi ist, wie schon in meinem Blog erwähnt, sehr lesenswert. Allerdings kann ich überhaupt nicht begreifen, warum es nicht übersetzt wurde. Wie übrigens auch einige Begriffe, die immer wieder, kursiv gesetzt, auf Englisch scheinbar wahllos in den Text eingestreut wurden. Soll das Authentizität vortäuschen? Gerade das aber hat dieses Buch nun wirklich nicht nötig.

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