Seit gut einer Woche ist es amtlich: The Garbage Patch State ist symbolisch als „Staat“ anerkannt. Eine Performance der italienischen Künstlerin Maria Cristina Finucci am 11.4. im Maison de l’UNESCO in Paris brachte es an die Öffentlichkeit. Unterstützt wurde das Event von der Generalsekretärin der UNESCO, Irina Brokova.
Der „Garbage Patch“ oder auch „Müllfleck“ schwimmt in praktisch allen Weltmeeren, nämlich im Nordatlantik, im Südatlantik, im Nordpazifik, im Südpazifik und im Indischen Ozean. Diese riesigen, schwimmenden Müllinseln sind von Menschen gemacht, 80 Prozent der Verschmutzung der Weltmeere kommt vom Land: Landwirtschaftliche Abflüsse, Abfluss von Nährstoffen und Pestiziden, sowie vor allem ungeklärter Abfall einschließlich großer Mengen Plastikmülls.
Die größte Müllinsel, „The Great Garbage Patch“, treibt im Nordpazifik. Auch als „Pacific Trash Vortex“ bezeichnet, ist dies ein Strudel mit extrem hoher Konzentration an Plastikmüll, chemischen Schlamm und anderem Müll, die hier von den Meeresströmungen zusammen getrieben und gehalten werden. Durch photochemischen Abbau dank der Sonneneinstrahlung zerfällt dieser Müll allmählich in immer kleinere Partikel, die zunächst noch an der Oberfläche schwimmen, dann aber, wenn sie kleiner und kleiner werden, allmählich absinken. Dann sind die Partikel so klein, dass sie von den nahe der Oberfläche lebenden Organismen, den Neuston, also kleinen Lebewesen unter der Wasseroberfläche aufgenommen werden und in die Nahrungskette gelangen.
Die Müllinsel wird nun also als Staat anerkannt, mit einer „Bevölkerung“ aus 36.939 Tonnen Müll auf einer Fläche von unglaublichen 15.915.933 Quadratmetern. Die Flagge dieses Staates ist Blau, wie der Ozean den er verschmutzt. Cristina Finucci hofft, dass auch ihre Kunst dazu beitragen wird, ein öffentliches Bewusstsein für dieses vielleicht größte Problem der globalen Umweltverschmutzung zu schaffen. Ihre Initiative wird auch vom regionalen UNESCO-Büro für Forschung und Kultur in Europa, in Venedig, unterstützt. Mit einem besonderen Fokus auf nachhaltige Entwicklung und Aufklärung: Man kann viel tun! Dazu gehört natürlich vor allem, keinerlei Abfälle ins Wasser oder an der Küste zu entsorgen, am Strand alle Abfälle wieder mitzunehmen, nach Möglichkeit keine Einweg-Plastikteile oder Plastiktüten für den Einkauf zu nutzen und überflüssige Plastikverpackungen vermeiden. Denn nur ein winziger Anteil dieser Plastikabfälle wird tatsächlich recycled, das meiste davon findet seinen Weg, früher oder später, in den Ozean.
Tatsächlich ist das Problem ja allgemein bekannt. Schon vor einigen Jahren machte der Umweltaktivist und Millionär David de Rothschild auf dieses Problem aufmerksam, indem er nämlich, ähnlich wie schon Thor Heyerdahl vor ihm, mit einem selbst gebastelten Vehikel über den Pazifik segelte. Davids Katamaran hieß „Plastiki“, in Anlehnung an „Kon Tiki“ und hinweisend auf den Hauptbaustoff seines Bootes, das nämlich aus tausenden von Plastikwasserflaschen bestand. Darüber gibt es auch ein tolles Buch, Plastiki – mehr dazu hier.
http://www.garbagepatchstate.org