Was für ein Montag – Erst Drama, dann Party in Schweden. Das Volvo Ocean Race ist, bis auf das In-Port Race am kommenden Samstag, zu Ende. Eins der besten Weltrennen ever. Zum ersten Mal in einer Einheitsklasse, mit dramatischen Rennen und Zieldurchgängen bis zuletzt, das alles ist schon gesagt und geschrieben und gefilmt und kommentiert worden. In Ian Walker und seinem Team hat das Rennen einen verdienten und auch sehr sympathischen Sieger, letzteres finde ich persönlich ja auch immer wichtig. Nun bin ich nur noch gespannt darauf, was in den kommenden Tagen und Wochen und Monaten alles analysiert, kommentiert und spekuliert werden wird.
Denn einige Fragen drängen sich auf. Waren wirklich alle Boote wirklich gleich schnell? Oder waren einige gleicher als andere? Brunel hatte wiederholt deutlich geführt und wurde dann, mehrmals, vom ersten Platz nach hinten durchgereicht. Ein Geschwindigkeitsproblem, ganz offenbar. Umgekehrt fielen vor allem Abu Dhabi und Dongfeng durch oftmals überragenden Speed auf – ganz gleich, wie weit hinten sie so einige Etappen begannen, diese beiden haben es fast immer geschafft, sich durch das Feld nach vorne zu segeln. Lag es an den Seglern? Allesamt, auf allen Booten, Weltklassesegler. Am Trimm? Motivation? Glück?
Irgendwas wird es gewesen sein und ich vermute hier mal, dass es an den Menschen und nicht am Material lag. Anders übrigens als Iker Martinez von Mapfre, der, ganz offensichtlich ziemlich frustriert, nach dem Zieldurchgang in Göteborg – immerhin an dritter Stelle weil Mapfre kurz vor der Linie noch Dongfeng versegelt hatte – mehr oder weniger ungefiltert nörgelte und auf die Organisatoren schimpfte: Die Boote seien langsam, er wäre lieber auf den alten „Segelmaschinen“ gefahren; die Jury sei ungerecht, denn Mapfe war wegen Verletzung von Regeln mit Strafpunkten belegt worden, eigentlich hätte sie auf das Siegerpodest gehört wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre. Kein schönes Bild, ehrlich, was er da im Live-Interview abgab.
Gut, dass alle anderen sehr viel besser drauf waren. Auch die Frauen von SCA. Übrigens noch so eine mysteriöse Frage. Auch hier Weltklasseseglerinnen an Bord und dennoch sind sie fast immer brav hinterher geschippert – bis auf die vorletzte Etappe, die sie plötzlich gewannen, nur um in der letzte Etappe wieder ihren gewohnten Rang einzunehmen. Komisch, oder? Woran hat das gelegen?
Die ganz großen Gewinner dieses Rennens aber waren die Zuschauer, die Millionen rund um den Globus, die das Rennen im Internet oder live bei den Stopovers verfolgt und erlebt haben. Und ein weiterer ganz großer Gewinner, finde ich, ist der Segelsport an sich. Denn dieses Volco Ocean Race war wirklich spannend, packend, menschlich, abenteuerlich und all das – in einem Wort: Inspirierend. Es wird viele vom Segeln begeistert haben, denen unser Sport vorher zumindest egal gewesen sein mag, es wird das hier und vorhandene, leicht angestaubte und snobistische Image des Segelns ganz gehörig konterkariert haben und es würde mich gar nicht wundern wenn nicht so einige nach diesem Rennen Lust hätten, selber mit dem Segeln zu beginnen. Vielen Dank dafür an Knut Frostad und sein ganzes Team, vielen Dank vor allem aber auch an die fantastischen Segler und Seglerinnen (und Reporter und -innen!) an Bord!
Eine letzte Frage allerdings bleibt. Was mache ich jetzt nur, plötzlich wieder so ganz ohne „Inside Track“, ohne Genny Tulloch und ihren Spruch, unser tägliches „Welcome Back To Race Control“?