Statement von Artemis Racing:
It is with immense sadness that Artemis Racing confirms the tragic death of crewmember Andrew ‘Bart’ Simpson today in San Francisco.
Andrew, a British double Olympic gold medallist, was one of the 11 man crew aboard Artemis Racing’s AC72 catamaran which capsized during training on San Francisco Bay ahead of this summer’s America’s Cup. All other crew are accounted for.
Simpson however was trapped underneath the boat and despite attempts to revive him, by doctors afloat and subsequently ashore, his life was lost.
“The entire Artemis Racing team is devastated by what happened,” said CEO Paul Cayard. “Our heartfelt condolences are with Andrew’s wife and family.”
Die AC 72 Kats. Riesenspielzeuge, zu groß, zu teuer – zu gefährlich? Gigantomanie so groß wie die Egos der Männer die es sich ausgedacht haben? Ist das noch Segeln? Was ist der Kern des Segelns?
Ein Toter im Training für den America’s Cup. Andrew „Bart“ Simpson, ein wie es unisono und glaubhaft heißt besonders netter Kerl, zweifacher Olympiasieger im Segeln, erfahren, umsichtig, professionell. Tote hat es beim Segeln immer mal wieder gegeben, das ist unvermeidlich. Meist aber bei extremen Wettersituationen wie im Fastnet Race 1979 das ich, damals als jüngstes Crewmitglied an Bord in einer zum Glück sehr erfahrenen und umsichtigen Mannschaft, selbst überlebt habe. Oder eben bei Unfällen wie Kollisionen und Mastbrüchen und anderen, schweren Havarien. Beim Einhandweltrennen sieht die Bilanz übrigens vergleichsweise „gut“ aus, hier gab es nur zwei Tote: 1992 Nigel Burgess, 1996 Gerry Roufs. Damals wurden die Sicherheitsvorschriften dramatisch erhöht, seither gab keine Todesfälle mehr, wenn auch haufenweise Ausfälle durch technische Probleme. Auch beim Whitbread-Weltrennen oder dem Nachfolger Volvo Ocean Race gab es Opfer: Gleich drei im ersten Whitbread (Paul Waterhouse, Dominique Guillet und Bernie Hosking), je einen 1989 (Anthony Philips) und 2006 (Hans Horrevoets). Schlimmer noch ist das Sydney-Hobart Race. 1998 gab es, bei schwerem Wetter, sechs Tote (Mike Bannister, Glyn Charles, John Dean, Bruce Guy, Jim Lawler, Phillip Skeggs), sowie 1989 (Peter Taylor), 1988 (Ray Crawford) und 1975 (Hugh Vallance) jeweils einen. Meistens wie gesagt, bei extremen Bedingungen auf See, bei Mastbrüchen oder über Bord oder ähnlichen Katastrophen.
Hochseesegeln ist gefährlich, by nature. Aber beim Training in der Bucht von San Francisco zu sterben? Muss das sein? Muss man unbedingt auf 72-Fuß Monsterkats segeln, die offensichtlich doch nicht so gut beherrschbar sind? Selbst die Regatten der 12er fand ich spannend. 1983, vor 30 Jahren genau als Australia II und John Bertrand gegen Liberty und Dennis Conner segelte – ein Krimi an Land und auf dem Wasser. Wird die Sache wirklich spannender wenn man ein möglichst spektakuläres und, kalkuliert oder auch nicht, gefährliches Spektakel draus macht?
Und es war noch irgendwie…. menschlicher? Dichter am normalen Segeln? Hier segelten noch Segler, keine ausgebufften Profis die nichts anderes mehr machen, selbst der große „Mr. America’s Cup“ DC hatte damals noch einen anderen Beruf an Land. John Betrand, dessen vierter America’s Cup es war, musste seiner Familie versprechen danach aufzuhören – der Cup verschlang schon damals von seinem Leben. Sportler also, aber keine Totalprofis. Legendär die Geschichte von Ted Turner. Einer der letzten großen Amateure in der Geschichte des America’s Cup. „Terrible“ Ted Turner, „Captain Outrageous“, „The Mouth of the South“. Als er den Cup 1977 erfolgreich verteidigte (mit dem 12er „Courageous“) indem er sein Schiff in zuvor nie gekannte Höhen des Rennsegelns steuerte, gab er eine legendäre Sieges-Pressekonferenz. Allerdings hatte er, auf dem Weg vom Anleger zum Saal, bereits eine unglaubliche Menge alkoholhaltiger Erfrischungsgetränke zu sich genommen. Während der Pressekonferenz sank er dann, auf der Bühne und vor der versammelten Weltpresse, selig schlafend unter den Tisch.
Man muss die Sauferei wirklich nicht glorifizieren, aber dies ist mit allemal lieber als die kalten, nichts sagenden Statements der Totalprofis auf ihren Pressekonferenzen; weich gespült und Inhaltslos und immer möglichst „korrekt“ wie bei Berufspolitikern auch.
Auch ohne den tragischen Tod von Andrew Simpson wird immer mal wieder die Frage gestellt, ob dieses neue America’s Cup Spektakel wirklich im Sinne der Veranstaltung ist. Jetzt, nach 162 Jahren, hat der America’s Cup sein erstes Todesopfer gefordert.
Eine Korrektur vom Kollegen Bob Fisher aus England: Es gab bereits zwei Tote im America’s Cup. 1935 ging, während eines Trainingsrennens, ein Steward über Bord und 1999 wurde ein spanischer Segler von einem Beschlag am Kopf getroffen.
Was wird nun aus dem Cup? Patrizio Bertelli lässt seine Segler entscheiden, ob sie noch weiter mitmachen wollen. Wenn nicht – dann waren es noch zwei Herausforderer. Wird Artemis Racing Team nach diesem Todesfall weiter machen? Wenn nicht, dann war es noch einer. Und der hüllt sich bis jetzt in Schweigen: Bis Sonntagabend gab es von Grant Dalton, dem CEO des Emirates Team New Zealand, kein Statement dazu.