Zweimal segelnde Musiker, zwei Bücher dazu in zwei Tagen auf Literaturboot.de vorgestellt – das bringt das Thema „Segeln und Musik“ natürlich auf die Tagesordnung. Manchmal spielt ein Radiosender für Oldies, womit hoffentlich eher die Musik, womöglich aber auch die Hörer/innen gemeint sein können, Songs, die mich sofort an ganz bestimmte Situationen beim Segeln erinnern. Törns, oder auch nur Teile davon, die für immer in meinem Gedächtnis mit eben diesem Song verbunden sind.
Fangen wir mal in ganz früher Vorgeschichte an. Wie gesagt, ein Radiosender für Oldies. Neuerdings wird da immer mal wieder „Boat on the River“ von Styx gespielt. Zuerst – und danach Jahrzehntelang auch nicht mehr – hörte ich das auf einer MC (Music Cassette – ja, sooo lange ist das schon her!), die einer meiner Mitsegler zum Start der Nachtregatta von Kiel nach Korsør mit an Bord brachte. Wir waren noch klein, allesamt Teenager, und konnten mit der Yacht meines Vaters, die ich mir damals hauptsächlich mit meinem Bruder teilen durfte, an der Regatta teilnehmen. Nach einem furiosen Start am späten Abend wurde der Wind, ebenso wie wir, immer müder und schlief schließlich ganz ein. Wir dümpelten, mitten in einem Feld etlicher Boote, auf bleierner See im Großen Belt auf der Stelle und bei uns an Bord hörten wir laute Musik. Alles, um nicht eben genauso wie der Wind einzupennen. Wann immer wir mal eine Pause einlegten und unsere Bordanlage schwieg, rief es von den um uns herum treibenden Booten herüber: „Mehr Musik!“ So stieg die Party bei uns an Bord, denn bald tranken wir dazu auch das eine oder andere Bier. Schliefen dann wohl doch ein. Als in den frühen, ungemütlichen und Luftfeuchten Morgenstunden dann der Wind aufkam, haben wir das irgendwie verpennt. Na ja, ein paar Boote haben wir trotz unserer unerklärlichen Kopfschmerzen dann doch noch wieder eingeholt, aber im Ziel waren wir beileibe nicht die ersten… aber „Boat on the River“ bringt mir diese lustige Nachtregatta immer wie einen Film klar ins Gedächtnis zurück.
Ungefähr um die gleiche Zeit, vielleicht sogar noch früher. Maggie Reilly: „Moonlight Shadow“. Für mich immer und ewig mit Århus verbunden. Das kam so. Mein Kumpel Axel und ich segelten gen Norden, auf dem Weg nach Skagen machten wir kurz in Århus halt. Wir liefen am Abend ein, machten im Stadthafen fest und sagten: Wir gehen mal eben ein Bier an Land trinken, dann geht es weiter. Nun war Århus damals schon Uni- und Partystadt und es war wohl zufällig auch ein Freitag- oder Samstagabend. Jede Menge Stimmung, jedenfalls, in den vielen Bars der Stadt. Am frühen Morgen landeten wir in einem besonders netten Laden, wo besagter Song in Endlosschleife und unter mitgrölender Begeisterung aller Anwesenden bis zum Abwinken und darüber hinaus gespielt wurde. Irgendwann wankten wir, Arm in Arm, der aufgehenden Sonne entgegen an Bord zurück.
Schließlich noch ein Beispiel, das nicht ganz aus der Steinzeit stammt. The Beautiful South. Im Nordatlantik. Anfang März auf der „Tief-Autobahn“ nach Osten. Von Bermuda aus waren wir zunächst gen Norden gesegelt, bis uns das erste Tief auf seinem Weg nach Europa mitnahm. Große Wellen, großes Schiff, großer Wind und großartige Stimmung an Bord, obwohl wir den leicht heruntergekommenen 30-Meter-Kahn mit nur drei Leuten segelten. Immer dabei, vor allem auf den Nachtwachen, The Beautiful South mit dem Song „Don’t marry her, fuck me“ – wir hatten nämlich die indizierte Version an Bord, in den Radiosendungen hieß es brav: „Don’t marry her, take me“.
Segeln und Musik, Potenzial für große Emotionen. Hier die beiden aktuellen Bücher: