Nur wenige Pläne halten dem Kontakt mit der Wirklichkeit stand. So auch unsere schöne Oster-Überführung, mit dem neuen Schiff „mal eben“ von Aalborg nach Flensburg. Wie schön und wie schnell ist man doch mit dem Finger über die Seekarte gerauscht. Und wie mühsam muss man sich die Meilen in der Realität dann zuweilen eben doch erkämpfen, bei Kälte, Wind und Wetter. Von allem viel, und alles natürlich immer von vorne. Auf dem Übersegler über den Daumen gepeilt sind es nicht einmal 200 Meilen vom Limfjord an die Förde; gesegelt haben wir dann am Ende bestimmt weit über 250, in vier langen Segeltagen und einem noch längeren Hafentag als es dann doch zu dicke wehte. Den direkten Kurs jedenfalls konnten wir fast nie anliegen.
Langweilig wird es so jedenfalls nicht und ein neues Schiff kann sich bei der Gelegenheit auch gleich mal bewähren. Zwischen den Schauerböen von sieben und mehr Beaufort hatten wir auch immer mal Flauten unterm Regenbogen, Besuch von Tümmlern, dann wieder neuem Wind von vorn. Wasser von oben und unten, aber alles das haben Schiff und meine tolle Crew klaglos weggesteckt. Alles bestens, also!
Bis auf eins. Intensives Segeln, das bedeutet leider auch zu wenig Zeit zum Lesen. Dabei passt beides so wunderbar zusammen – Abenteuer und Entdecken, das geht beim Segeln ebenso, wie beim Lesen. Und zuweilen baut letzteres auch auf, wenn es beim ersteren vielleicht doch gar zu anstrengend wird. Ich las auf dieser Tour Teile von Jack Londons wirklich großartigem Buch „Die Reise mit der Snark“. Fazit: Es geht auch alles immer noch ein paar Takte schlimmer. Aber ich will hier nicht vorgreifen, die Rezension dieses bei „mare“ in gewohnt toller Ausstattung erschienenen Buches folgt in den nächsten Tagen auf diesen Seiten. Versprochen! Und hier geht es schon mal zu mehr Infos über Jack London, zu dem wir in diesem Jahr ein ganz besonderes Verhältnis haben…
Fotos: Ina Steinhusen