Michaela Knospe
wurde 1960 in Trier an der Mosel geboren. Nach Schule, Studium und Referendariat arbeitete sie einige Jahre als Hauptschullehrerin in Koblenz und Trier. Seit 1995 wohnt sie im Hochwald und unterrichtet an einer Grundschule. Ihre Freizeit nutzt sie zum Schreiben von (Kinder)büchern, zum Malen und für ihre beiden Hunde. Von ihr auf LIteraturboot: Käpt’n Schisshose auf großer Fahrt. Stefan Schorr sprach mit ihr
Sie wohnen zwischen Mosel, Saar und einem kleinen saarländischen Stausee. Wie kamen Sie fernab vom Meer dazu, Piratengeschichten für Kinder zu schreiben?
Ich war mit meinem Freund und den Zwillingen meiner Schwester im Ruhrgebiet zum Paddeln auf einem See unterwegs. Als die Kinder anfingen, das Kanu zum Schaukeln zu bringen, wurde mir Angst und Bange. Ich rief „Aufhören, ich bin doch Käpten Schisshose“. Die beiden wollten sofort, dass ich mehr erzähle. Also wurde aus meinem Freund der Steuermann Jens Ruderblatt, das Bötchen hieß fortan „Wellentiger“ und auch sonst fiel mir schon einiges ein, was ich dann wesentlich später im ersten Käpten-Schisshose-Abenteuer verwendete.
An Seefahrt waren Sie ohnehin interessiert?
Nein, ehrlich gesagt bin ich eine absolute Landratte. Das Meer mag ich – zum Angucken. Aber sonst habe ich es mit der weiten See gar nicht so.
Die Grimburg ist nicht weit entfernt von ihrem Wohnort Greimerath. Wären da Rittergeschichten nicht naheliegender gewesen?
Das mag sein, aber ich hatte nun einmal Rudi Plankenhieb, wie Käpten Schisshose eigentlich heißt, im Kopf. Ein Pirat, ein Kapitän sogar, der Angst vor Seekrankheit hat, nicht gerne nass wird und sich bei Gewittern die Bettdecke über den Kopf zieht. Ich fand Rudi gleich richtig süß. Deshalb dachte ich nicht über Alternativen zu dieser Idee nach.
Da störte Sie auch nicht, dass der Markt mit Kinderbüchern schon übersättigt ist, die Piratenromantik vorgaukeln, obwohl Piraterie ja früher wie heute aus bitterster Not entsteht?
Ich muss wohl zugeben, dass ich zu wenig verkaufsorientiert bin. Ich hatte und habe den Markt wahrscheinlich nicht genau genug im Blick. Ich wusste, dass ich Spaß dabei haben werde, eine Piratengeschichte zu schreiben. Mein Fokus lag dabei völlig auf Käpten Schisshose. Mir kamen die alten Filme mit tollen Schiffen in den Sinn, und in der Belletristik wird die brutale Realität ja bewusst ausgeschaltet. Es sollte schließlich ein Abenteuerbuch für Kinder und kein Sachbuch werden. Ich wollte das Abenteuer aus kindlicher Sicht und mit deren Wissensstand angehen. Nicht mit den Vorbehalten von Erwachsenen.
Die Hochzeit der Piraten in der Karibik wird mit der Neuzeit vermischt. Bewusst?
Ja, ich verquicke ganz bewusst alte und neuzeitliche Dinge. Durch meinen Beruf als Grundschullehrerin weiß ich, was der Erfahrungswelt von Kindern entspricht. Wenn ich die Piraten Pökelfleisch, Stockfisch und Schiffszwieback essen lasse, muss ich drei Begriffe erklären. Das macht die Geschichte umständlich. Tue ich es nicht, steigen die Kinder vermutlich schnell aus dem Text aus, weil sie diese Wörter nicht kennen. Also gibt es in „Käpten Schisshose auf großer Fahrt“ Fischstäbchen und Pizza. Und Karl Krönig, der Bösewicht aus dem ersten Band, trägt in „Käpten Schisshose und das Seemonster“ Hawaiihemd und coole Sonnenbrille. Während Sie das stört, sorgt es bei Lesungen vor Kindern regelmäßig für Lacher und wird als völlig normal akzeptiert.
Welches Abenteuer von Käpten Schisshose mögen die Kinder lieber?
Die meisten halten das Seemonster für noch spannender. Da spielt etwas mit, das ich gerne „Faszination des Grauens“ nenne. Kinder mögen spannende, gruselige Geschichten. Auch wenn sie ihnen vielleicht ein wenig Angst machen, sind sie doch davon fasziniert. Das Tolle und Wichtige daran ist, dass Kinder Realität und Fiktion sehr gut voneinander trennen können.
Wann erscheint der angekündigte dritte Band?
Spätestens im Sommer 2014. Der Text ist soweit fertig. Jetzt muss ich nur noch meinen Neffen davon überzeugen, dass er neben seinem Kommunikationsdesgin-Studium dringend die Illustrationen für mein nächstes Buch machen muss.
Ihr Neffe Niclas Treinen illustrierte alle ihre bisherigen vier Kinderbücher. Da diese auch alle in Eigenregie erschienen, drängt sich der Begriff Familienunternehmen auf.
Das Abenteuer des kleinen Drachen Qualmi Kieselstein entstand im Jahr 2000 bei einer Autofahrt mit meinem Sohn Lukas und meinem Neffen Niclas. Zu meiner Geschichte schuf Niclas witzige, comicartige Zeichnungen – mit damals gerade mal zwölf Jahren. Ich ließ vier Exemplare in Eigenregie drucken, weil es mir einfach wichtig war, unser gemeinsames Ergebnis als gedrucktes Buch in Händen zu halten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Eigenverlag zu veröffentlichen, erspart mir die anstrengende Suche nach dem jeweils passenden Verlag. Diese Freiheit mag ich, obwohl „Qualmi“ seit 2005 in einem größeren Verlag (inzwischen in der dritten Auflage) erscheint und es dazu ein in mehreren Ländern gespieltes Theaterstück und ein Literaturprojekt gibt.
Wie kann ich mir Ihren Miko-Verlag vorstellen?
Der „Miko-Verlag. Lesen & Kunst“ ist ein kleiner Selbstverlag. Es geht mir darum, eigene Literatur und selbst hergestellte Kunst zu fairen Preisen vertreiben zu können. Mein Freund ist mein schärfster Kritiker, ein Bekannter lektoriert meine Bücher. Fremdautoren zu vertreten plane ich nicht. Im Mai 2012 veröffentlichte ich als erstes unter dem Pseudonym Beatrix Lohmann den lustigen Frauenroman „Satansbraten“, im Januar 2014 folgte als zweites Buch für Erwachsene „… weg bist Du / dark stories“. Das erste Miko-Kinderbuch war im November 2012 „Adele. Die fliegende Spitzmaus“ und 2013 brachte ich die beiden Käpten-Schisshose-Bücher auf den Markt. Neben dem dritten Band entsteht derzeit auch ein Fantasy-Roman.
Sie malen auch in Acryl, erstellen Lichtinstallationen, beteiligen sich an der Organisation der zweiten Saar-Hunsrück-Literaturtage auf der Burg in Saarburg (www.literatur-on-tour.info). Wie sieht Ihr normaler Arbeitstag aus?
Mein normaler Arbeitstag ist der einer Grundschullehrerin. Das ist und bleibt ja mein Beruf. Glücklicherweise sind Schreiben und Malen für mich jedoch weit mehr als ´normale´ Hobbies. Diesen Leidenschaften widme ich mich in meiner Freizeit, also abends, manchmal nachts und immer sehr intensiv in den Ferien. Den Laptop nehme ich gerne auch mit auf Reisen, weil Schreiben für mich nicht in erster Linie Arbeit, sondern ein großes Vergnügen ist.
Herzlichen Dank an Stefan Schorr für dieses sehr interessante und angenehme Gespräch.