Philip Köster jagt Rekorde. Nicht nur, dass er im Jahr 2009 als 15-Jähriger seinen ersten Surf-Worldcup in Gran Canaria gewann. 2011 wurde er mit 17 Jahren im dänischen Klitmøller jüngster (und erster deutscher) Weltmeister in der Königsdisziplin Wave. Die Meldung schaffte es sogar in die Tagesschau, das Heiligtum des deutschen Fernsehens. Köster gewann sechs der sieben Worldcups 2011 und 2012 und verteidigte den Wave-Titel 2012 auf beeindruckende Art und Weise. Nicht verwunderlich, dass er auch der einzige Surfer ist, für den beim Sylt-Weltcup eine eigene Pressekonferenz veranstaltet wurde.
Das Buch über den „Überflieger“ (diesen „Titel“ trägt Köster seit seiner grandiosen Vorstellung in Klitmøller 2011) ist ein Bildband, der mit spektakulären Aufnahmen der besten Windsurf-Fotografen der Welt begeistert. Neben großformatigen Einzelfotos werden auf je einer Doppelseite ein Doppelloop, ein Pushloop into Forward und die Cheeseroll into Backloop in Sequenzen „zerlegt“. Die Erklärung dieser und anderer Sprünge liefert Autor Andreas Erbe selbstverständlich auch.
Erbe begann 1974 (also schlappe 20 Jahre vor Philip Kösters Geburt) mit dem Surfen. Als Chefredakteur der Zeitschrift „Surf“ lernte er Philip als Zwölfjährigen kennen. Viele persönliche Treffen mit der Familie Köster gewährten ihm einen tiefen Einblick in das Leben des Windsurf-Stars. So erfährt der Leser neben Fakten auch Persönliches über den Ausnahmeathleten. Etwa, dass Philip Köster im Wettkampf neben taktischen Überlegungen auch immer von seinem ausgeprägten Spieltrieb geleitet wird.
Köster wurde auf Gran Canaria geboren, wo seine Eltern eine Surfschule betrieben. Als Achtjähriger gab er das Wettkampfschwimmen auf und stellte fortan ausschließlich das Windsurfen in den Fokus. Seine Familie erkannte früh sein außerordentliches Talent und unterstütze ihn in jeder Hinsicht. Bis heute ist Vater Rolf als Coach mit auf der Tour dabei, Mutter Linda fungiert als Managerin im Hintergrund. Philips ältere Schwester Kyra surft übrigens auch sehr gut, nahm an internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen teil und studiert inzwischen Pharmazie in Deutschland.
In kurzen, unterhaltsamen Texten beleuchtet Andreas Erbe den Tag des ersten Weltmeister-Titelgewinns ebenso wie Philips Kindheit, stellt die ärgsten Rivalen vor und zeigt das einsame Haus auf Gran Canaria, das bis heute wichtiges Zentrum des Köster-Universum ist. Ein eigenes Apartment für Philip baut Vater Rolf gerade aus.
Dass Philip Köster an Land eher schüchtern, zurückhaltend, teilweise gar unsicher ist, macht ihn nur umso sympathischer. In den Wellen scheint er dann zu einem anderen Menschen zu werden: locker, selbstbewusst, mutig. Und eben äußerst erfolgreich. Eine Kombination, die ihn inzwischen zu einem Liebling der Medien- und Werbebranche gemacht hat. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der Zukunft des erst 19-jährigen Ausnahmesurfers, der mittlerweile auch immer häufiger aufs Slalombrett steigt. Sollte er weiterhin von Verletzungen verschont bleiben, wird Philip Köster noch einiges Atemberaubendes auf Surfboards zeigen.
Das Geheimnis seines Erfolges? „Ich mag es nicht, zu verlieren.“ So einfach ist das.
Ein sehr gelungenes Buch über einen Großen seines Fachs.