Mission Titanic

Die Titanic, die 73 Jahre lang sagenumwoben und unentdeckt am Boden des Meeres ihr Grab gefunden hatte, wurde am 1. September 1985 in etwa 3800 Metern Tiefe von Robert „Bob“ Ballard vor St. John’s, Neufundland, gefunden. Auch 30 Jahre nach der Entdeckung ist der Titanic-Mythos ungebrochen. Zum Jahrestag erscheint mit „Mission Titanic“ ein neuer Band, in dem Hollywood-Regisseur und Titanic-Enthusiast James Cameron seine Tiefseeexpeditionen zum berühmtesten Wrack der Welt schildert. Der Hamburger Titanic-Experte, Schiffbau-Ingenieur und Co-Lektor des Buches Klaus Neumann erklärt in einem Interview, warum bis zur Auffindung der Titanic mehr als sieben Jahrzehnte vergehen mussten und welche Auswirkungen Camerons Tiefsee-Expeditionen auf die Titanic-Forschung haben.

Die Suche nach dem Wrack der Titanic dauerte mehr als siebzig Jahre. Warum war es so schwierig, das seinerzeit größte Schiff der Welt zu finden?

Siebzig Jahre Suche trifft die Sache nicht so ganz, eher schon siebzig Jahre des Hoffens auf einen glücklichen Zufall. Zum Zeitpunkt des Untergangs war man mit Forschungsreisen – wie gut zehn Jahre vorher bei der deutschen Valdivia-Expedition – schon in Tiefen von mehr als 4000 Meter vorgedrungen und hat auch Proben an die Oberfläche geholt. Allerdings wurde das Lot zur Tiefenmessung und Probennahme mechanisch abgerollt. Das heute übliche Echolot wurde im Ersten Weltkrieg entwickelt, als die Titanic schon einige Jahre auf dem Grund des Atlantiks lag, und war in diesem Stadium längst noch nicht tiefseetauglich. Auch die damals übliche astronomische Navigation mit Hilfe eines Sextanten war im Vergleich zum heute üblichen GPS relativ ungenau. Deshalb wunderte es niemand, dass die Titanic mehr als 13 Seemeilen von der gemeldeten Position entfernt entdeckt wurde. Eine andere Schwierigkeit ist die Finanzierung einer solchen Suche. Wie man weiß, war die Entdeckung der Titanic durch Robert Ballard vor genau 30 Jahren ein „Nebenprodukt“ der Suche nach U-Booten für die US-Navy.

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James Cameron brachte von seiner Expedition beeindruckende Bilder aus der Tiefe mit. Welche Technik nutzte er, um in der Dunkelheit in 4000 Meter Tiefe unter Wasser die Qualität der Bilder zu verbessern und wie revolutionär ist sie?

Die Technik für die atemberaubenden Filmaufnahmen im Inneren der Titanic musste erst noch entwickelt werden. Gut, wenn man wie James Cameron einen Tüftler als Bruder hat. Mike Cameron entwickelte den Tauchroboter, der nur an einer dünnen Nabelschnur mit den bemannten Tauchbooten verbunden war und auf engstem Raum eine 35-mm-Filmkamera mit Schwenk-Neige-Mechanismus, eine Videokamera, Batterien mit hoher Energiedichte und verschiedene Scheinwerfer aufnehmen musste, während es sich bei den Kameras der russischen Mir-Tauchboote um IMAX-Kameras handelte. Es wurden spezielle Batterien und für die Scheinwerfer Halogen-Metalldampf- und LED-Lichtquellen eingesetzt, die vor ihrem Einsatz von der Navy getestet wurden. Heute finden wir Batterien und Lampen mit dieser Technik serienreif in jedem Haushalt. Indem die Stromquellen in den ferngesteuerten Roboter gesetzt wurden, konnte auf die Stromversorgung über ein dickeres Kabel verzichtet und stattdessen ein hauchdünnes, aber deutlich längeres Glasfaserkabel für die Kamera- steuerung eingesetzt werden, so dass der Roboter tief ins Wrack vorstoßen konnte. Die fantastischen Lichteffekte sind im Wesentlichen dem Einsatz unterschiedlicher Lichtquellen innerhalb und außerhalb des Wracks zu verdanken.

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Durch die vielen Tauchgänge entstanden Bilder aus bisher unzugänglichen Bereichen der Titanic, inwiefern konnten diese die Geschehnisse des Untergangs im Jahr 1912 rekonstruieren oder auch vervollständigen?

Obwohl die Titanic mit hoher Geschwindigkeit auf dem Meeresboden aufschlug, sind viele Artefakte fast unversehrt erhalten geblieben. Wie es dazu kam, dass einerseits fragile Gegenstände intakt blieben und an wenigen anderen Stellen stärkere Schäden festzustellen sind, wurde in zahlreichen forensischen Analysen und Computersimulationen nachgestellt. So glaubt man heute ziemlich genau zu wissen, wie sich die Katastrophe zugetragen haben könnte. Im Buch wird das auch anhand einer ausfaltbaren Illustration sehr gut dargestellt.

Der Untergang der Titanic

Wie lange wird sich die Titanic noch am Meeresgrund halten, bis sie völlig in sich zerfällt?

In ihrer Struktur dürfte uns die Titanic, so wie sie seit ihrem Untergang in der Tiefe des Atlantiks liegt, vermutlich noch viele Jahrzehnte erhalten bleiben. Damit meine ich ins- besondere die auseinander gebrochenen Rumpfteile mit den Aufbauten, aber auch die verstreut auf dem Meeresgrund verteilten metallenen Artefakte. Trotzdem wird auf lange Sicht nichts so bleiben wie wir es nach der Entdeckung des Wracks kennen gelernt haben. Mikroorganismen nagen beharrlich am Holz und den Überresten textiler Materialien wie etwa Bekleidungsstücken, Teppichen oder Wandbehängen, sofern davon nach der Bergung vieler gut erhaltener Gegenstände noch etwas geblieben ist.

Hier der Verlagstext zum Buch:

Bis heute liegt die Titanic versunken in 3.800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Und immer noch gibt es im Inneren Zeugnisse vom Leben und verschwenderischen Luxus an Bord: Geschirr, Holzschnitzereien, ja sogar eine Wasserkaraffe steht in einer Kabine neben dem Bett, ganz so, als würden die Passagiere bald zurückkehren. Dieses Buch dokumentiert, was vom dereinst größten Passagierschiff der Welt übrig geblieben ist.

Es dauerte fast ein Jahrhundert bis die Überreste der Titanic so genau dokumentiert werden konnten. James Cameron, Regisseur des mit elf Oscars ausgezeichneten Titanic-Films, begab sich auf Expedition, um die Überreste der Titanic zu erkunden. Auf drei Expeditionen tauchte er mehr als 30 Mal zum Schiffswrack. Er erfand Tauchroboter und entwickelte Licht- und Kamerasysteme, die dem enormen Wasserdruck in der Tiefe standhielten.

„Mission Titanic“ enthält Aufnahmen von Camerons Expedition zum Titanic-Wrack und erzählt die Geschichte hinter diesen Expeditionen. Das Buch zeigt aber nicht nur den Zustand der Titanic von heute: Auf Grundlage der Überreste, die Cameron im Inneren des Wracks vorfand, rekonstruiert er die Ausstattung des Schiffes von 1912.

Das Buch enthält außerdem einen Ausklapper, beigeheftete Extraseiten von gezeichneten Plänen des Wracks sowie Faksimile von Expeditionsdokumenten.

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