Hans und Carola Habeck kennen sich seit über 20 Jahren, als die beiden Sportlehrer ihre Jobs in einer Drogentherapieklinik kündigen. Gemeinsam mit dem dreijährigen Sohn Andreas gönnen sie sich eine Auszeit. Mit einem Segelboot von 6,5 Meter Länge – eine Etap 21, die für Binnen- und Küstengewässer konstruiert wurde – starten sie im niederländischen Zeeland ins Abenteuer. „Mal seh´n, wie weit wir kommen.“
Die finanziellen Mittel für die Segel-Auszeit, die mindestens einen Sommer dauern soll, sind begrenzt. Das entsprechend kleine, neu gekaufte Boot lässt nur Platz für die nötigste Ausrüstung. Lediglich zwei Reisetaschen mit Kleidern kommen an Bord, als einziges Spielzeug eine Kiste Legosteine. Die Kajüte ist nirgends höher als 140 Zentimeter, die freie Bodenfläche ein Quadratmeter „groß“.
Die Reise mit der „WAL“ beginnt mit Pannen. Andreas versenkt eine Fockschot im Hafenbecken, der Außenbordmotor streikt und die erste Schleusung lässt zu wünschen übrig. Doch nach zwei Tagen erreicht die Familie die englische Küste. Carola Habeck verliert während der Biskaya-Querung ihre anfängliche Angst und gewinnt langsam Sicherheit. In Portugal fällt die Entscheidung gegen das Mittelmeer. „Lass uns wenigstens versuchen, in die Karibik zu kommen.“
Nachdem die Versicherungen und Andreas´ Kindergartenplatz in Deutschland gekündigt sind, bringt ein vermasseltes Hafenmanöver auf den Kanaren wieder Zweifel. „Will ich das Unmögliche? Ist der Versuch einer Atlantiküberquerung zu dritt mit unserem Boot Selbstmord, nein schlimmer, Mord?“ fragt sich Hans Habeck.
Ein Treffen mit dem bekannten Segler Wolfgang Quix gibt neuen Mut. Die Atlantiküberquerung beginnt. Trotz Problemen überwiegt die Begeisterung: „Wir sind frei! Frei! Frei!“ schreibt Habeck.
Es folgen Stürme, die blaue Flecken bringen, eine abenteuerliche Passage durch den Panama-Kanal, Maden im Proviant, Abzocke in der Südsee und eine 30 Tage-Überfahrt von Pago Pago nach Australien. Zweifel und Begeisterung („Es ist eine sehr intensive, kostbare Zeit! Wir drei, so dicht beieinander, in der Natur!“) wechseln sich ab. Durch das Mittelmeer und über den Canal du Midi kommen die Habecks nach drei Jahren zurück nach Holland.
Total verantwortungslos und verrückt? Sicher kann man eine Weltumsegelung so nennen, bei der erst nach einigen Wochen mit der Logbuchführung begonnen wird, die Navigation überwiegend aus GPS-Positionen besteht und grundlegende Infos zu angelaufenen Ländern nicht bekannt sind. Aber wie schreibt Habeck: „Naiv? Na und, wenn schon, ich will naiv sein in dieser durchrationalisierten Welt. Naivität ist Freiheit.“ Oder: „Das Leben kann immer plötzlich zu Ende sein, egal wo man ist und was man tut.“
Die Habecks sind mutig losgesegelt und haben ihr Ziel erreicht. Schön, dass sie ihre Leser mit ihrem ehrlichen, lesenswerten Buch daran Teil haben lassen.