Schreiben ist wie leben – das wird in dieser wunderbaren Notiz des großen polnischen Satirikers und Dramatikers Sławomir Mrozek wieder einmal deutlich. Mrozek wurde als Theaterautor weltberühmt, verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Südfrankreich und starb im August diesen Jahres in Nizza. Der Diogenes Verlag gedenkt ihm mit der Herausgabe seines Tagebuchs aus den Jahren 1962 bis 1969 – schon, nachdem er (1958) seinen literarischen Durchbruch geschafft hatte und er, 1969 als Reaktion auf die Niederschlagung des Prager Frühlings, in Frankreich politisches Asyl beantragt und bekommen hatte. 1996 kehrte er zurück nach Polen, doch ab 2008 lebte er endgültig in Südfrankreich.
Diese kurze Notiz ist auch ein schöner Gedanke zum bevorstehende Jahreswechsel – von wegen all der guten Vorsätze und so…
Sławomir Mrozek:
„Lebe einfach wie früher, lies, was dir gefällt, denk dir dieses und jenes, aber bring damit keine Aufgabe in Verbindung, keine Erwartung. Das werden viele lautstark kritisieren, aber du kannst nur deinem eigenen Instinkt folgen.
Sei wieder ein wenig Handwerker, ein wenig Künstler, ein wenig Mensch, der Geld braucht und eine ihm angemessene Beschäftigung. Befreie dich von der Last der Aufgaben, höre auf, dich zu fürchten, dass du irgendetwas nicht schaffst, dass du irgendetwas unbedingt musst. Wenn man aus dem, was du schreibst, wieder herausliest, dass du etwas musst und dich vor etwas fürchtest, dann wird es nicht gut.
Klar, dass es – um dir zu gefallen – etwas »Neues« sein muss. Also such dir etwas, was dich nicht gleich zu Beginn langweilt.
Verweile eine Zeitlang in der Atmosphäre der Aufgabe, ruf dir in Erinnerung, dass du alles vergessen musst, was du über die Literatur und das Leben weißt.
Wenn es kein Abenteuer wird, dann wird es gar nichts.“
Tagebucheintrag vom 16. November 1965
Das Diogenes Taschenbuch „Sławomir Mrozek – Tagebuch 1962 bis 1969“ erscheint im Mai 2014.