Es geht los! Unsere Landtour hat begonnen, mit einer ausgiebigen Übergabe und Einweisung vom Vermieter in unser Mobil. Eigentlich ist das alles relativ einfach, aber wenn es neu ist, dann eben auch ungewohnt. Eine Charteryacht ist einfach dagegen, aber eben auch nur deshalb, weil man da schon alles kennt – obwohl: Eine anerkennende Gedenkminute für alle diejenigen, die sich ein Schiff chartern und nicht so vertraut im Umgang damit sind. Respekt! Zurück an Land: Unser Landmobil hat zwei getrennte Bereiche – Vorne das Auto und achtern das Wohnen, jeweils mit getrennter Technik. Auf den ersten Blick ist alles an Bord: Kojen, Schränke, Gasheizung, Pantry, Kühlschrank – leider kühlt der nicht sehr gut wie wir bald merken. Aber wir fahren ja nach Frankreich, den eiskalten Rosé gibt es in jeder Bar an jeder Straßenecke. Frische Verpflegung ebenso. Schlaraffenland!
Vor dem Schlaraffenland steht ein langer Überführungstörn, sozusagen, von Schleswig – Start am frühen Nachmittag – bis nach Dunkerque, mit Zwischenstopp in Hamburg (Nachmittags, etwas länger) und diversen kurzen Pausen unterwegs. Wir fahren in den Abend hinein nach Westen, Sonnenuntergang, ganz Road Movie. Aber nachts auf der Autobahn ist es doch sehr entspannt, alles frei und locker, kein Stau und kein Stress. Tempomat rein und mit gut 100 Kilometern pro Stunde seinem Ziel entgegen rollen. Vorteile gegenüber dem Segeln: Man schafft mehr Strecke. Flensburg nach Dunkerque hätten wir auf dem Wasser nicht in 12 Stunden geschafft. Und: wenn man nicht mehr mag oder ein Pause braucht, fährt man einfach rechts ran und steigt aus. Mitten auf der Nordsee ist das nicht so einfach machbar.
Am nächsten Tag merken wir erstaunt, wie viele „Womo-Kollegen“ unterwegs sind. Vieles ist mit Schildern geregelt, man darf mit solch einem Gefährt nicht einfach überall hin fahren und ist durchaus auch nicht überall willkommen. Das finde ich gewöhnungsbedürftig, nicht in das Dorf hinein fahren zu können sondern am liebsten, aus der Sicht der Einwohner, weiträumig vor dem Ortseingang irgendwo parken und die letzten drei Kilometer zu Fuß machen. Andererseits, bei der Masse an Womos kann man das dann auch wieder verstehen. Hm. Trotzdem, da bin ich mir ganz sicher, findet man mit zunehmender Erfahrung auch immer mal wieder ein schönes Plätzchen. Schöner als unser erster Schlafparkplatz in zweiter Reihe zum Strand von Dunkerque allemal, wo ich morgens um zwei endlich den Motor abschalte um selber in die Koje zu kriechen wo die Kinder, in Pullmankojen mit improvisierten Leesegeln gut gesichert schon seit Stunden pennen.
Die Küste der zwei Kaps, Gris Nez und Blanc Nez zwischen Calais und Boulogne ist wunderschön. Eine Entdeckung! Etliche Male bin ich schon dran vorbei gesegelt, auch habe ich schöne Erinnerungen zum Beispiel an den Yachthafen von Calais wo uns einst ein netter Hafenmeister, nur weil wir gerade am Tag vor Heiligabend einliefen, eine ganze Handvoll Duschmünzen schenkte. Aber vieles an Land, dass zeigt sich eben jetzt, bleibt einem beim Segeln auch verborgen – die idyllischen Dörfer in den Tälern der Steilküste die keinen Hafen haben, dafür einen endlosen Strand.