Der Fotograf Thomas Duffé hat über zweieinhalb Jahre hinweg 32 Schiffsköche aus aller Welt (mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der Republik der Philippinen) in ihren Galleys besucht, fotografiert und nach ihren favorisierten Rezepten gefragt. So trug er Gerichte von Lachs en Papilotte mit Basilikumbutter über Schweinshaxe bis Kare-kare zusammen. Sternekoch Michael Röhm kochte alle Rezepte in seinem Restaurant „Heidkrug“ in Lüneburg nach, probierte und ergänzte hie und da Erklärungen oder Tipps zur Verbesserung. Oben genanntes Kare-kare empfiehlt der Kochprofi übrigens nur Demjenigen, der „Leute einlädt, die man vor eine kulinarische Herausforderung stellen möchte“.
„Kombüsengold“ ist ein Kochbuch für jene, die es gehaltvoll, deftig und gut gewürzt mögen. Vegetarier finden gerade mal zwei für sich passende Gerichte zwischen Fleischbergen, etwas Fisch und einigen Meeresfrüchten. Die Rezepte werden durch kurze Texte zu den Köchen ergänzt. Immer wieder ist da zu lesen, dass Schiffskoch ein sehr sicherer Job in der Seefahrt ist, mit dem den Kindern eine gute Ausbildung ermöglicht werden kann.
Wesentlich interessanter sind da die längeren Anekdoten, die an die Klasse der Ankerherz-Bücher wie „Orkanfahrt“ oder „Wellenbrecher“ anknüpfen können. Charly Behrensen verrät etwa, dass Schollen nicht „lungenkrank“ aus der Pfanne kommen dürfen. Steve Heller musste die Erfahrung machen, dass der Geruch von Lammbraten in einem U-Boot zum Äußersten führt: sofortiges Auftauchen zum Durchlüften. Hermann Lohse erinnert sich an schlechte Schiffsköche und wie die Mannschaft ihnen den Krieg erklärte. „Während einer anderen Fahrt mischte ich einem Bäcker als Retourkutsche für seine schlechten Brötchen Gips unter das Mehl. Solche Aktionen waren wichtig, um etwas Wahnsinn in kontrollierte Bahnen zu lenken.“ Unverständlich bleibt, warum die Anekdote zu einem Gericht viele Seiten nach, statt neben dem entsprechenden Rezept präsentiert wird. In einer Abhandlung über Skorbut ist zu lesen, dass James Cook als erster mit Sauerkraut die Unterversorgung mit Vitamin C bekämpfte. Das Buch endet mit der Betrachtung des Smuts in Literatur und Film.
Mit „Kombüsengold“ präsentiert der Ankerherz-Verlag ein weiteres Buch in gewohnt toller Aufmachung: edles Papier, klares Layout, hervorragender Druck, super Verarbeitung, gute (Porträt)fotos und tolle Illustrationen. Wer das Buch lieber auf Reisen auf seinem E-Book-Reader lesen möchte, findet einen Code zum kostenlosen Download.
Inhaltlich bleibt das Buch jedoch leider deutlich hinter den bisherigen Titeln zurück. Die Texte zu den Köchen sind kurz und eher oberflächlich. Erfahrene Hobbyköche finden gar in den Rezepten Unstimmigkeiten. Gerade weil in den früheren Ankerherz-Büchern auch Lektorat und Korrektorat immer voller Herzblut tolle Arbeit abgeliefert haben, ärgern die diesmal so zahlreichen Fehler: Rechtschreibung, nicht einheitlich verwendete Schriftarten oder Angaben zu den Köchen, …
So bleibt für die Neuerscheinung im so hochwertigen Verlagsprogramm trotz guter Buch-Idee doch leider nur die rote Laterne.
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