Es ist die „Ile aux Fleurs“, so wird sie oft genannt, ganz so wie meine andere, sehr viel früher entdeckte Lieblingsinsel: Martinique, ebenfalls eine „Ile aux Fleurs“. Dabei bin ich alles andere als ein Botaniker, aber auch so genieße ich den Duft und die Farbenpracht von allem, was diesseits und jenseits vom Atlantik auf beiden Inseln sprießt und wuchert und dampft und duftet – im tropischen Klima Martiniques ebenso, wie im fast schon subtropischen Mikroklima der Ile de Brehat, gelegen in der nördlichen Bretagne. Auch hier wachsen Palmen, Agaven, Mimosen, Lavendel. Eine wundervolle Pracht, so viel ist sicher. Und bei Ebbe kommt noch eine ganz andere Welt dazu, aus Muscheln, Schnecken, Algen und was weiß ich – vieles davon landet jedenfalls als Delikatessen auf den Tellern der Gäste hier auf der Insel.
Außerdem vervielfacht sich die Fläche der Insel bei Niedrigwasser – eigentlich sind es zwei Inseln, die liebliche und bevölkerte und, vor allem im August, oft auch fast zu volle Südinsel und die sehr viel herbere und ruhigere Nordinsel – denn bei dem gewaltigen Tidenhub von bis zu zwölf Metern tauchen dann unzählige Felsen auf, die, bei Hochwasser tückisch unsichtbar unter der Wasseroberfläche lauernd, jetzt oftmals zu Fuß erreichbar sind. Eine faszinierende Welt, die auch den Gezeiten-erfahrenen Seefahrer foppen kann: Vor vielen Jahren ankerte ich mit meinem Boot in der Bucht La Corderie und dachte, ich hätte genug Wasser unterm Kiel – nur, um das umgefallene Boot bei Niedrigwasser dann doch trocknen Fußes verlassen zu können. Ein peinliches Missgeschick, welches glücklicherweise glimpflich verlief: Das Boot schwamm mit der herein kommenden Flut wieder auf, statt voll zu laufen und zu sinken…
Dennoch, eine tolle Insel. Diesmal jedoch ohne eigenes Schiff angelaufen, mit dem Navette vom Festland aus, den Schnellbooten die jetzt im Hochsommer große Mengen von Menschen hin- und her bringen. Einheimische, Bewohner der Ferienhäuser und vor allem Tagesgäste wie uns, die sich am späten Nachmittag meist zurück transportieren lassen – die Schlange an der Pier ist groß, es wirkt fast wie eine Inselevakuierung. Was nehmen wir mit? Wunderbare Erinnerungen und Eindrücke von einem sonnigen, entspannten Inseltag: Wandern, schauen, baden, essen, trinken, schauen, entspannen… sofort falle ich in das alte, wohl tuende Inseltempo, in ein Leben in Zeitlupe, wo nichts, aber auch gar nichts mehr eilig oder auch wirklich wichtig ist: Zuerst er-lebt auf den Isles des Saintes und natürlich auch auf Martinique, der anderen Blumeninsel. Was bleibt noch? Der feste Entschluss, noch lange nicht durch zu sein mit Brehat, auf jeden Fall wieder zu kommen, am besten auch wieder mit einem eigenen Schiff, wieder und wieder wie schon zuvor. Wie überhaupt in die Bretagne, diesem wundervollen Land im Meer…