Ist Hemingway noch relevant? Klar ist er das. Der Stil ist immer noch unverwechselbar. Die Inhalte sind oftmals zeitlos. Seine Sicht auf die Welt ist sowieso einmalig. Und lesenswert. Heute vielleicht sogar mehr denn je, in all diesem furchtbaren, weichgespülten, politisch „korrektem“ Gelaber von dem sich bloß niemand angegriffen fühlen darf – da ist solch ein Raufbold, Großmaul, Säufer, Aufschneider, Weiberheld und Abenteurer doch geradezu erfrischend. Ebenso dieses Buch von Thomas Fuchs, der nicht gerade zimperlich mit Hemingway umspringt – aber alles andere würde zu ihm, Hem, auch nicht passen. Zudem ist dieses Buch sehr lustig geschrieben und ein echter Lesegenuss, ganz gleich wie man zu Hemingway stehen mag. Ich habe ihn immer bewundert, als Schriftsteller, und das ändert sich auch durch dieses respektlos kritische Buch in keiner Weise. Im Gegenteil, es macht das große Idol meiner früheren Jahre menschlich und nahbar. Mit einigen seiner Werke wird vielleicht etwas zu ruppig umgesprungen, aber ich muss ja auch Thomas Fuchs nicht in allem folgen. Spannend ist es allemal, hier einmal die Geschichten hinter einigen seiner Bücher und Storys zu erfahren. Sehr schön auch, dass der Autor die feine Balance gefunden hat zwischen einerseits tiefen Einblicken auch in das Privatleben und den Seelenzustand seines „Objekts“, dass er andererseits aber alle Peinlichkeiten und intime Indiskretionen gekonnt vermeidet, höchstens durch Andeutungen die Fantasie seiner Leser herausfordert. Ein rundum tolles Buch. Mehr muss man über Hemingway nicht lesen, dafür vielleicht mal wieder einiges von ihm. Auch das lohnt sich. Immer noch.
PS: Aus dem Verlagstext:
Natürlich geht es auch um das innige Verhältnis des alten Mannes zum Meer. An Land zeigte sich Hemingway Wasser gegenüber bekanntermaßen skeptisch (da bevorzugte er hochprozentige Flüssigkeiten), doch auf See fühlte er sich ganz in seinem Element.