Leben auf dem Wasser – ein Trend der ganz offenbar im kommen ist, selbst in Deutschland. Denn hierzulande sieht man nicht viele schwimmende Behausungen; ganz im Gegensatz zu einigen unserer europäischen Nachbarländer: Niederlande, Belgien, Frankreich, England. Dort hat das Wohnen auf dem Wasser Tradition, es gibt große Ansammlungen von Wohnschiffs-Siedlungen, geradezu ganze schwimmende Dörfer. Von diesem paradiesischen Zustand sind wir hier noch weit entfernt, daher ist ein Buch wie dieses auch erst einmal durchweg zu begrüßen. Denn so absurd oder exotisch, wie es manch (fantasielosen) Menschen vorkommen mag, ist das Leben auf dem Wasser ganz und gar nicht. Allerdings beschränkt sich dieses Buch auf nur einen Teilbereich des Wasser-Lebens: Eben auf Hausboote, auf neu entworfene und gebaute obendrein. Der ganz große Bereich der fahrtüchtigen Wohnschiffe, meist Um- und Ausbauten historischer Frachtschiffe, wird hier komplett ausgeklammert und das ist schade. Denn nicht nur sind solche Wohnschiffe fahr- und oftmals auch durchaus Küsten- und Seetauglich, sondern außerdem sind sie oftmals finanziell erschwinglich – was man von einigen der im Buch vorgestellten Neubauprojekte nicht unbedingt sagen kann. Wenn ein Boot wie das im Buch vorgestellte „Floating Home B-Type“ erst ab 900.000 Euro aufwärts zu haben ist – hinzu kommen noch die nicht unerheblichen Kosten für einen Liegeplatz – dann bewegen wir uns in Bereichen, die für die meisten Fans des auf-dem-Wasser-lebens nicht mehr darstellbar sind und wo man sich, von der Investition her, mit je nach Lage durchaus schon größeren Villenanwesen an Land vergleichen muss: Eher unrealistisch. Zwar zieht man nicht (mehr) auf das Wasser, um Geld zu sparen, doch siebenstellige Budgets müssen dafür nicht zwingend nötig sein. Man darf vermuten, dass Menschen, die auf das Wasser ziehen tendenziell etwas kreativer oder auch mutiger sind als der Durchschnitt und dass diese daher auch individuelle Wohnlösungen finden. Hier jedoch wird ausschließlich nicht nur die „Ponton-Fraktion“ beschrieben, sondern dort auch ebenso ausschließlich Neubauten – dabei kann man sich auch eine alte Schute oder einen ausgedienten Ponton für sich ganz persönlich umbauen. Davon und von den Kosten ganz abgesehen stellt sich außerdem die grundsätzliche Frage: Will man auf einem Schiff, einem fahrbaren Schiff mit dem entsprechenden Ambiente wohnen oder aber auf einem dann doch eher immobilen Ponton, wo sich die Behausung zudem auch noch darum zu bemühen scheint, so viel wie möglich nach „Haus“ auszusehen? Aber davon abgesehen, dass dieses Buch eben nur einen (kleinen) Aspekt des möglichen Lebens auf dem Wasser betrachtet, ist es wie gesagt erst einmal positiv, dass dieses Thema überhaupt populär gemacht wird. Für ein „Ponton-Leben“ gibt das Buch denn auch ganz gute Basisinformationen und Einblicke in die Dinge, die man bedenken muss, von der Technik angefangen über Hürden durch Behörden und ganz praktische Aspekte eines Alltagslebens an Bord. Schöne Fotos machen Lust auf mehr und alleine das ist ja schon begrüßenswert. Das Leben auf dem Wasser ist sicherlich nicht für jeden das Ideal, doch wenn man eine Affinität dazu hat, ist es einfach wunderschön – schließlich habe ich selbst, mit Familie und kleinen Kindern, jahrelang auf fahrenden Wohnschiffen in Hamburg gelebt. Mit dem unschätzbaren Vorteil, dass wir mit diesen Wohnschiffen (ehemalige Frachtschiffe aus den Niederlanden) am Wochenende mal kurz Elbab oder, in den Ferien, hinaus ins Wattenmeer oder auf die Ostsee fahren konnten. Wer kann das mit seinem Haus schon tun. Ein Aspekt der, wie gesagt, in diesem Buch leider zu kurz kommt.
Hier geht es zum Thema „Wohnschiffe“ – Leben an Bord
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