…die Welt der Medien ändert sich rapide. Wohin geht die Reise?
Nikolaus Gelpke: Ich halte mich komplett raus aus den Voraussagen. Bei uns ist es ein Vorteil, dass wir von Anfang an auf Qualität setzen, bei Inhalt und auch Ausstattung, beides, und diese formale Ausrichtung in Sachen Qualität macht sich total bemerkbar. Wenn wir die Bücher gut ausstatten und dann zwei Euro mehr dafür nehmen dann zahlen die Leute das gerne. Wer heutzutage bereit ist ein Hardcover zu bezahlen, der möchte ein schönes Hardcover haben. Eine bibliophile Ausstattung, die bieten wir, aber es muss auch immer mit dem inhaltlichen Qualitätsanspruch, den wir haben, stimmen. Das funktioniert sehr gut und wir verdienen derzeit gutes Geld mit unseren Büchern.
Wie sieht das im Einzelnen aus?
Zum Beispiel dass ein großer Verlag für sein gesamtes Programm alles Papier einkauft weil es dann günstiger wird. Ich mache genau das Gegenteil. Bei jedem einzelnen Buch überlegen wir sehr genau, wie wir es ausstatten – Papier innen, Papier außen, und so weiter. Doch davor steht immer noch die Konzentration auf den Stoff. Wir begehen nicht den Opportunismus zu sagen: Wir machen die große Biografie von dem berühmten Mann, das wird schon laufen weil der so bekannt ist. Wir würden nur eine Biografie machen, die auch wirklich gut ist. Die toll geschrieben ist und deswegen Potenzial hat, die großartig ist ohne dass es nur am Big Name liegt. Sonst zahlt man den großen Vorschuss um den großen Namen zu haben und dann verkauft sie sich doch nur 5000mal weil sie eigentlich schlecht geschrieben ist. Diese Fehler versuchen wir zu vermeiden. Es ist die Konzentration auf Qualität in jeder Hinsicht.
Auch bei allen anderen Medien?
Das gilt für alles was wir machen, auch beim Fernsehen ist die Qualität außergewöhnlich hoch. Wir sind mit mare-TV die erfolgreichste Sendung auf dem NDR, mit den höchsten Zugewinnraten und am beständigsten und das liegt eben auch daran, dass die Sendung eine so hohe Qualität hat. Angefangen hat das ebenso mit der Zeitschrift und ich kann auch nicht anders, ich kann nur gute Qualität machen.
Wie läuft die Zeitschrift mare? Das ist doch immer noch ihr Flaggschiff?
Die Zeitschrift ist OK, die läuft, aber die macht keine großen Sprünge nach oben und auch keine großen Sprünge nach unten. Die müsste sich noch ein bisschen Steigern, um mich glücklich zu machen. Zum Glück haben wir die anderen Medien, insbesondere die Bücher, weil die uns zur Zeit wirklich den finanziellen Rückhalt geben. Auch beim Fernsehen ist Geld zu verdienen, nicht so viel vielleicht, aber immerhin.
Probieren sie auch schon die neuen Medien aus?
Ich beobachte natürlich alles, ich führe Gespräche und guck mir genau an was an eBooks gemacht wird oder an iPad Versionen – aber da muss man nicht der erste sein! Ich überlasse es lieber den anderen, das auszuprobieren und viel Geld zu investieren um dann vielleicht zu sehen: das funktioniert so doch nicht. Aber ich weiß was angesagt ist und was die technischen Möglichkeiten und die Risiken sind. Nur investiere ich da zur Zeit kein Geld.
Wie viele neue Bücher geben sie im Jahr heraus?
Wir produzieren so um die 18 Buchtitel im Jahr, zur Zeit. Wir könnten auch mehr, 20 oder 25, das wäre gar kein Problem, außer dann mit der Qualität. Sie können mit wenigen Leuten eine gute Qualität nur erreichen wenn sie sich konzentrieren, sonst müssten wir uns noch mal ganz anders mit Manpower ausstatten.
Was macht der Buchhandel?
Die Vertriebswege, der Buchhandel, das ist ein großes Durcheinander. Natürlich haben wir die klassischen Vertriebswege über die klassischen kleinen Buchhandlungen, die ja immer tot gesagt wurden, die für uns aber durchaus wichtig sind, auch für unsere Klassik-Reihe. Wir haben gerade ein sehr erfolgreiches Buch auf dem Markt von Guy de Maupassant, das verkauft sich hauptsächlich über den kleinen Buchladen. Natürlich sind die großen Buchhandelsketten auch wichtig, wir haben gerade die Jahresgespräche hinter uns, das ist auch OK, aber die tun sich ja zusehends etwas schwerer. Und natürlich ist der Internethandel von großer Bedeutung. Das ist ein stark steigendes Segment. Aber es wird auch immer die kleinen Buchläden geben. Davon bin ich überzeugt.
Nikolaus Gelpke, Jahrgang 1962, aufgewachsen vor allem in der Schweiz und in Italien, gehört zu den Gründungsmitgliedern von mare.
Dogsitter in Halifax, Taucher auf einer kanadischen Austernfarm, Forschungstaucher für die Uni Zürich und Greenpeace, Tauchfahrten mit Jacques Piccard im Tauchboot F. A. Forrel, 1984 an die Uni Kiel und Abschluss des Studiums als Dipl. Meeresbiologe. Begeisterter, aber durchschnittlicher Segler. Die Leidenschaft für die See führte zur Idee von mare. Seither ist er dessen Chefredakteur und Verleger.
Zum Blog-Eintrag: Das Meer! Segeln!