„Das Bedürfnis, ein Haus zu bauen, ist der müde Wunsch eines alten Mannes, der sich fortan mit einem einzigen Ankerplatz bescheiden möchte.“ Das Zitat des englischen Journalisten Arthur Ransome steht am Anfang des Buches über das Leben auf Schiffen von Detlef Jens.
Der Journalist, Autor und Übersetzer, Jahrgang 1958, wuchs in London und Hamburg auf und war jahrelang mit verschiedenen Segelyachten unterwegs. Reise- und Wassersportthemen sind bis heute seine Arbeitsschwerpunkte.
Zwar wurde Jens mit Partnerin und zwei Kindern inzwischen in Hamburg sesshaft, an Land zog es ihn deshalb aber noch lange nicht. Die junge Familie lebt im Hafen Teufelsbrück auf dem Klipper „Pippilotta“. „Ein ganzes Leben an Bord! Wann dieser Gedanken das erste Mal so klar auftauchte, kann ich nicht mehr sagen. Begleitet hat er mich aber schon sehr lange, losgelassen nie mehr.“
Also wohnt der leidenschaftliche Segler auf dem alten Motor-Binnenschiff „Libje“, als die Geburt des zweiten Kindes kurz bevor steht. Im Internet wird er auf einen 1906 in Belgien gebauten Klipper aufmerksam und kauft diesen kurze Zeit später. „… endlich wieder ein Segelschiff, dachte ich. Masten und Segel! Takelage, Tauwerk und Blöcke!“
Zwar erweist sich der Verkauf der „Libje“ als kompliziert und die Liste versteckter Mängel am neu erworbenen Schiff wird immer länger. Doch schließlich bezieht die Familie ihr inzwischen auf „Pippilotta“ getauftes Heim. Trotz aller Widrigkeiten wird die Richtigkeit der Kauf-Entscheidung nie ernsthaft in Frage gestellt. „Ich besah mir mein Schiff. Mein Haus. Schiffshaus für meine Familie und mich. … Etwas Schöneres, das schwöre ich, gab es für mich in diesem Moment auf dieser ganzen, wunderbarsten aller Welten nicht.“
Detlef Jens lässt seine Leser an besonderen Momenten seines Lebens an Bord teilhaben, schwelgt (immer mit einem Zwinkern) in Erinnerungen an frühere Schiffe, Reise, Lebenserfahrungen. Das Leben auf dem Wasser ist zumindest in Deutschland eher ungewöhnlich. Für Jens ist es das Natürlichste der Welt.
Für viele andere auch. Und so werden verschiedene Verrückte, Boatbums, Liveaboards, Seenomaden, oder wie man sie nennen möchte, vorgestellt, die alle die Leidenschaft für die See und das unstete Leben auf dem Wasser eint. Niki und Jamie etwa, die seit rund 15 Jahren gemeinsam auf ihrer Holzyacht unterwegs sind. Oder Peter-Fietje, der 30 Jahre lang als Bootsmann zur See fuhr und eines Tages an Bord der „Pippilotta“ kommt. Weil er dort eben hinpasst und helfen kann.
Detlef Jens ist ein unterhaltsames, schonungslos offenes, selbstironisches Buch gelungen. Vorbildlich redigiert, kann es „toll“ genannt werden, obwohl ein paar Fotos mehr nett gewesen wären. Jedem vom Segelvirus befallenen Leser muss jedoch klar sein, dass er sein Haus nach diesem Buch mit kritischen Augen betrachten wird.
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