Es sind schwere Zeiten für Entdecker, denn es gibt auf der Welt ja kaum noch einen Quadratmeter, der nicht schon von etlichen Menschen vor uns belatscht wurde, kein Stück Meer mehr, das nicht von unzähligen Schiffen durchpflügt und vom schwimmenden Müll, ob sichtbar oder unsichtbar, verseucht ist. Dies ist eine zwar deprimierende, aber nicht ganz unrealistische Einschätzung der Lage unserer Tage. Dennoch, es ist nicht aller Tage Abend und die Welt ist immer noch größer und facettenreicher, als ihr scheinbar geschrumpfter Zustand vermuten lässt. Doch eine neue Art des Entdeckens bedarf weniger Abenteuergeist und Hundeschlitten à la Perry oder Nansen, sondern eher Fantasie und eine aufgeweckte Beobachtungsgabe. Denn zum Glück lässt sich auch heute, oder vielleicht auch gerade heute, immer noch und immer wieder Neues und Unerwartetes entdecken, wenn auch nicht unbedingt immer im geografischen Sinn.
Daher ist dieses Buch auch großartige Reiselektüre, weitab von jeder austauschbaren Schwärmerei über die Schönheiten oder Attraktionen dieses oder jenen Ortes. Mehr dazu aus dem Verlagstext: „Alastair Bonnett stellt in diesem Buch faszinierende und außergewöhnliche Orte vor, die unsere Vorstellungen von der Welt gehörig durcheinander bringen. Sie tauchen auf und unter, wie die Inseln im Gangesdelta, verschwinden von Satellitenbildern, wie Sandy Island vor der australischen Küste, oder verstecken sich unter Gebüsch und Gestrüpp, das alle Spuren überwuchert, wie auf der britischen Halbinsel Arne. Unterhaltsam und leichtfüßig werden Orte wie Bir Tawil in Ostafrika beschrieben, die partout keine Nation haben will, oder Orte, die scheinbar zu zwei Nationalstaaten gleichzeitig gehören. Berichtet wird von versteckten Labyrinthen, unterirdischen, verlassenen oder überbauten Städten ebenso wie von ihrer historischen Entwicklung. Lehrreich, aber nicht belehrend führt Bonnett durch geographische Kuriositäten und zeigt, dass auch für den heutigen Menschen das Entdecken nie aufhört.“
Oft skurril, manchmal auch verstörend oder deprimierend, niemals jedoch beliebig oder langweilig und immer mit einer feinen Prise ironischen Humors gewürzt sind die einzelnen Kapitel dieses Buches. Eine unterhaltsame und tatsächlich auch bildende Lektüre, die außerdem durchaus dazu anregt, die Welt, die eigene Welt einmal mit wacheren Augen und Sinnen zu betrachten und, vielleicht, hier und da auch das Ungewöhnliche im vermeintlich Gewöhnlichen zu entdecken. Man muss ja nicht immer gleich einen neuen Kontinent entdecken…