Dass die Ostsee fasziniert und sich mit ihrer Abwechslung und Schönheit durchaus nicht vor exotischen Regionen verstecken muss, zeigt jetzt eine eindrucksvolle DVD mit wohl einmaligen Luftaufnahmen des Baltischen Meeres.
Niemand würde wohl am Boden die Ostsee mit der Karibik verwechseln. Von oben betrachtet ändert sich das jedoch schlagartig: Aus der Luft schimmert das Wasser türkisblau oder smaragdgrün, die Natur zeichnet faszinierende Strukturen in die Landschaft.
Die Filmemacher Silke Schranz und Christian Wüstenberg zeigen in ihrem Film „Die Ostsee von oben“ die Schönheit der deutschen Ostseeküste ausschließlich aus der Vogelperspektive. Wie bereits in „Die Nordsee von oben“ verwenden sie dabei eine Hochleistungskamera, die ursprünglich für den amerikanischen Geheimdienst CIA für Spionageflüge entwickelt wurde. Die beste Helikopterkamera der Welt macht völlig wackelfreie, gestochen scharfe Aufnahmen. Selbst wenn der Hubschrauber in 1000 Metern Höhe unterwegs ist, kann der Kameramann das Teleobjektiv butterweich auf Felsen, Küste und Meeresboden zoomen und dabei immer noch den Überblick behalten.
Die filmische Reise führt entlang der Küste von Flensburg über die Boddenlandschaft ostwärts bis nach Usedom. Jeder Bild erscheint dabei wie ein Gemälde oder doch zumindest eine riesige Fototapete, mit Aufnahmen, die aus einer vollkommen anderen Welt zu stammen scheinen.
Dazu liefert der Kommentar wissenswerte Hintergrundinformationen, die die Zuschauer zusätzlich staunen lassen.
Der Film macht Lust, diesen faszinierenden Landstrich direkt vor unserer Haustür selbst zu entdecken und sich auf ihn einzulassen – ganz ohne Langstreckenflug und Jetlag.
„Die Ostsee von oben“ ist eine wahre Augenweide mit ungewöhnlichen und wunderschönen Bildern aus einer scheinbar anderen Dimension, mit Altbekanntem und Noch-nie-Gesehenem. Prädikat: „wertvoll“! Ab jetzt ist die spannende Ostsee auch für zu Hause auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Soweit unsere Autorin Kirsten Panzer-Gunkel. Hier noch die Meinung unseres Rezensenten Stefan Schorr:
Reichen zwei Wochen Dreharbeiten für eine Dokumentation? Auch wenn „Die Ostsee von oben“ sich „nur“ auf die deutsche Küste am mare balticum beschränkt, kommen beim Betrachter doch Zweifel auf, wenn er zunächst das „Making of“ anschaut, das den Hauptfilm neben dem Kinotrailer ergänzt.
Der Flug führt von Flensburg über Schleswig, Kiel, Fehmarn, Lübeck und Wismar nach Rostock, von dort aus weiter über Fischland, Darß und Hiddensee nach Rügen und Stralsund. Die Reise endet mit Greifswald, Usedom und dem Seebad Ahlbeck – kurz vor der polnischen Grenze. Die Aufnahmen sind beeindruckend und sollten auf keinen Fall auf einem zu kleinen Fernseher angeschaut werden.
Ausgebaggerte Fahrrinnen neben türkis schimmernden Flachwasser werden aus der Vogelperspektive ebenso eindrucksvoll sichtbar wie die kreisrunde Stadt Lübeck. Strandspaziergänger, badende Pferde oder Sonnenanbeter auf dem Deck der Norwegenfähre „Color Fantasy“ werden auch noch aus einem Kilometer Höhe in unglaublicher Schärfe und Brillanz herangezoomt, ohne dass sie den Hubschrauber über sich überhaupt hören. Untermalt werden die ruhigen Bilder von angenehmer Musik.
In locker witzigem Ton werden dabei Informationen vermittelt und Anekdote, wie etwa die Entstehung des Strandkorbes in Warnemünde, erzählt. Nicht gekünstelt und – erfreulicherweise – mit weit weniger übertriebenem norddeutschen Slang als im Nordsee-Film. So sehen wir nicht nur, dass die Eckernförder in ihrer Mittagspause an einem wirklich schönen Strand Erfrischung im Ostseewasser suchen können. Wir hören auch, dass hier die „Kieler Sprotten“ erfunden wurden. Ein Segelflieger präsentiert uns einen Looping und ein Kitesurfer begeistert auf dem Salzhaff mit seinem rasanten Ritt über die Wellen. Manchem Segler bekannte Yachthäfen offenbaren aus der Luft betrachtet erst ihre wirkliche Größe. Der Kommentar zur Versandung des Nothafens Darßer Ort wird sicher nicht von jedem Wassersportler geteilt: „Die Wunde im Naturschutzgebiet verheilt.“
Der „exotische Heimatfilm“ weist auch darauf hin, dass wir auf die Ostsee aufpassen müssen. Das kleine Randmeer, in dem ein kompletter Wasseraustausch 35 Jahre braucht (in der Nordsee sind es zwei Jahre), ist für Umweltverschmutzung natürlich besonders anfällig. Schön, dass auf der Insel Vilm das Abholzen des dortigen Waldes schon vor hunderten von Jahren verboten wurde. Und bedrückend, zu sehen und zu hören, welche Ausmaße der Rückbau des Kernkraftwerkes Lubmin hat.
Sind zwei Wochen Dreharbeiten ausreichend, um die komplette deutsche Ostseeküste in einem Film vorzustellen? Nein, natürlich nicht. Aber Vollständigkeit war auch nicht das Ziel von Silke Schranz und Christian Wüstenberg. In 94 Minuten Gesamtlaufzeit zeigen sie uns ihre subjektive Auswahl an Höhepunkten. Da hat Regen keinen Platz und notgedrungen fehlen natürlich auch diverse Orte sowie landschaftliche Besonderheiten. Die ausgewählten Aufnahmen sind aber so beeindruckend, dass sie auf jeden Fall große Lust auf dieses kleine, wunderschöne Meer machen.
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