Julemarked in einer alten Schiffswerft in Kopenhagen – sehr charmant und inspirierend. Denn dieser Weihnachtsmarkt war weder besonders kommerziell, noch kitschig. Geht auch kaum, wenn er in einer „Künstlergemeinde“ in einem alten Werftschuppen stattfindet – auf Refshaleøen, wo bis 1996 noch Supertanker und ähnliches gebaut wurden. Jahrelang lag dieses große Gebiet auf einer Insel in der Ansteuerung nach Kopenhagen brach, jetzt ist es wieder voller Leben – dank der Vision und der Tatkraft unter anderem der Künstlerin und Seglerin Anette Holmberg. Diese Frau ist ein Phänomen. Mutig und voller Energie. Muss sie auch sein, schließlich segelt sie als Crew auf klassischen Rennyachten der 12-m-R Klasse; auch das ist nichts für Leute mit schwachen Nerven. Aber selbst eine Starkwindwettfahrt auf diesem brachialen Klassiker ist nichts gegen die Herausforderung, der sie sich mit diesem Projekt gestellt hatte: Ein altes Werftgelände. Industrielles Brachland. Eine Halle, darin ein ganzes Stockwerk, hunderte und noch mal hunderte von Quadratmetern. Voll gestellt mit Schrott, keine Elektrizität, die Toiletten funktionierten nicht und durch das Dach fiel im Winter der Schnee. Das also hatte sie gemietet. Stoff für schlaflose Nächte, Alpträume gar? „Natürlich“, lacht Anette Holmberg.
Heute hingegen hat sie es geschafft. Neben ihrem eigenen Atelier sind alle anderen Studios, Werkstätten, Ateliers in „ihrem“ Gebäude untervermietet. Es entstand eine ganze Künstlergemeinde, die eng zusammen hält und sich gut gegenseitig ergänzt, auch bei den vielen Ausstellungen, die hier mittlerweile stattfinden. Es gibt eine kleine Galerie und einen großen, offenen Gemeinschaftsraum, der auch oft und gerne von verschiedensten Unternehmen für Meetings und Workshops und Präsentationen gemietet wird. Das Gebäude ist das „Skabelonloftet“, der ehemalige Zeichenboden der Werft. Und es ist „das kulturelle Juwel Kopenhagens“, meint die Künstlerin und Seglerin (hatten wir das eben schon einmal? Egal!) Naja Utzon Popov, die, aus London und Australien kommend, seit einem Jahr in Kopenhagen lebt und ebenfalls hier im Loft arbeitet. Naja ist die Enkelin des dänischen Architekten Jørn Utzon, der das Opernhaus in Sydney entwarf, und die Urenkelin des Yachtdesigners Aage Utzon. Natürlich segelt sie auch, vor allem aber ist sie eine herausragende Künstlerin, die handgewebte und individuell entworfene Teppiche und aus der Natur entliehene Skulpturen anbietet – und das auch in New York oder London. Kurz: Zwei sehr charmante, erfolgreiche Frauen die auch deswegen so sympathisch sind weil sie beide ohne das Meer und ohne Segeln so ganz und gar nicht zurechtkommen und weil sie bei allem Erfolg und internationaler Anerkennung frisch und angenehm geblieben sind. Mehr über das Skabelonloftet: www.yardcph.com/SKABELONLOFTET. Mehr über Anette Holmberg: www.holmberg.dk, mehr über Naja Utzon Popov: www.najautzonpopov.com
Wunderschönes Kopenhagen, hier: Nyhavn Einfahrt (unten); die neue Oper (ganz unten):