Der America's Cup

Die Crew hatte das Untertauchen der Rümpfe schon einige Male erlebt…

…war also vertraut mit dem besonderen Gefühl, wenn sich das Heck anhob, während die beiden Büge unter Tonnen von dem Wasser begraben wurden, das mit fast 40 Knoten vorbeirauschte.

Hoppla. Salto vornüber bei 40 Knoten. Crews in Sturzhelmen – und Lebensgefahr. Ist das noch Segeln? Klar ist es das, die Meinungen dazu ob man das nun gut findet oder nicht gehen jedoch auseinander, alles das muss man hier nicht wiederholen. Aber wenn man sich auf diese Diskussion einlassen möchte, dann sollte man sich vorher in dieses Buch eingelesen haben. Und übrigens auch dann, wenn man sich überhaupt für den America’s Cup oder den Segelsport ganz allgemein interessiert.

Warum? Der America’s Cup war und ist eine eigene Welt für sich, ein Universum losgelöst vom Rest der Menschheit. Normalsterbliche tauchen hier höchstens als „Paid Hands“, als bezahlte Sportler auf, heute allerdings müssen das schon echte Top-Athleten sein (so viel zum „normal sterblichen“). Hier bekommen wir gute, fundierte Einblicke in dieses exotische Theater. Vor allem aber ist dieses Buch up-to-date, soweit, wie das ein aufwändig gestaltetes und schön gemachtes, großformatiges Coffee-Table-Bilderbuch, denn das ist es auch, eben sein kann. Die ja nun wirklich lange und tatsächlich auch unterhaltsame Historie dieser „ältesten Sporttrophäe der Welt“ kennen die meisten von uns zumindest in den Grundzügen, hier werden die Highlights noch einmal kurzweilig zusammengefasst. Der Fokus liegt aber auf der jüngeren Geschichte. Wie es dazu kam, dass der America’s Cup heute so ist, wie er nun einmal ist, ausgesegelt in gigantischen, fliegenden Segelkatamaran-Monstern. Warum das, historisch gesehen, eigentlich ganz folgerichtig ist. Und was heute dazu gehört, diese Dinger zu segeln, den Cup eventuell sogar zu gewinnen. Als Segler konnte ich die Manöver und die Taktik und das Geschehen an Bord eines 12ers noch sehr gut nachvollziehen und versehen. Diese tief fliegenden Geräte von heute allerdings sind mir, obwohl ich auch gerne Katamarane segele, vollkommen fremd. So unverständlich wie mir als Autofahrer, um diesen abgedroschenen Vergleich ein letztes Mal zu bemühen, ein Formel-1-Wagen wäre, würde ich mich dafür interessieren.

Jetzt allerdings weiß ich Dinge wie diese (ich zitiere aus dem Buch): „Bei den Multihulls kann die maxinale Performance nämlich außerhalb dessen liegen, was ein Boot auszuhalten vermag. Deshalb mussten die Crews beim 34. America’s Cup ständig ihr Gefühl für die Grenzen neu kalibrieren und immer wieder austesten, wie weit sie diese überschreiten wollten, um zu gewinnen.“ Endlich kann ich, als Segler, wieder mitreden wenn es um die immerhin spektakulärste Veranstaltung in unserem Sport geht.

Kurzum: Dies ist ein toll gemachtes, gründlich recherchiertes Buch über den America’s Cup von heute, das in keinem Segelbuchregal fehlen dürfte. Inhaltlich gute Texte von Journalisten, die hier zum Glück einmal wissen, worüber sie schreiben; klasse Fotos von den besten Segelfotografen der Welt, dazu viele kleine Spielereien die das Lese- oder Bucherlebnis noch schöner machen – Nachdrucke alter Postkarten oder Poster, Seekarten und so weiter. So geht Buch heute!

 

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