Seekarten faszinieren mich. Vor allem die gedruckten Seekarten, nur die haben diesen nostalgischen, abenteuerlichen Touch. Auch wenn mein neues Boot einen dieser modernen Kartenplotter hat – ja, ja, ich ahne es schon: auch die Dinger sind nicht wirklich mehr modern. Aber bevor ich meine Seekarten in meiner gleichzeitig telefonierenden und Kaffee kochenden Armbanduhr anschaue oder in meiner coolen verspiegelten Sonnenbrille, nehme ich allemal lieber eine altmodische Papierkarte in die Hand. Mehr noch, ich sammele sie sogar. Ab und zu muss man ja mal die schönen alten Karten, voller Kaffee- und Bierflecken, mit all den darauf gekritzelten Notizen und Peilungen und Kursen, wenn auch schweren Herzens, gegen neuere austauschen. Könnte ja sonst sein, dass man einen Leuchtturm sucht der schon seit zehn Jahren abgeschaltet ist… Bei mir an Land, wo ich all diesen Krempel lagere, stapeln sich jedenfalls alte Seekarten. Jede einzelne davon ist ein kleines Kunstwerk.
Aber was heißt hier überhaupt alt. Gerade hat der Verlag „Nautische Veröffentlichungen“ die Seekarte quasi neu erfunden, aber wohl gemerkt keine digitale, sondern eine Papierseekarte. Eine Seekarte? Nein, diese kommen nun als Atlas im A3 Format daher, es ist also ein ganzer Kartensatz den man hier, auf Papier aber handlich, in die Hand bekommt. Da sage noch einer, dass echter Fortschritt nur digital stattfinden kann! Dies jedenfalls ist eine echte Verbesserung gegenüber den gaaanz alten, großformatigen Einzelkarten der hydrografischen Dienste und auch gegenüber den später dann üblichen Sportbootkarten-Sätzen. Immer waren die nach kürzester Zeit durcheinander, oft fehlte eine, und – nun also der Atlas. Den kann man auch auf kleineren Schiffen gut verwenden, auch im Cockpit. Auf dem Kartentisch aufgeklappt liegen die Seiten tatsächlich flach, man kann also wie gewohnt mit Kursdreiecken und sonst was darin arbeiten, es gibt auch keine Informationen, die vielleicht im Falz verschwinden würden. Einfach großartig – ich habe sie neulich auf meinem österlich-arktischen Überführungstörn gleich mal getestet. Skipper und Crew waren jedenfalls begeistert.
Diese Atlanten soll es jetzt für alle Reviere geben, die von „nv-charts“ abgedeckt werden, und das sind mittlerweile eine Menge! Und Papierseekarten sind nach wie vor sehr gefragt, das weiß auch Jeppe Scheidt vom Seekartenhersteller Nautische Veröffentlichungen: „Fast alle Wassersportler navigieren heute auf Papier und, gleichzeitig, digital. Vor allem auch die jüngeren, auch die verzichten nicht auf Papierkarten, nutzen aber auch unsere App für digitale Formate.“
Klar. Die Übersicht ist auf Papier einfach besser, daher planen fast alle Navigatoren auch ihre Törns auf Papierkarten. Dennoch liegt jedem gedruckten Kartenatlas oder auch jedem Papierkarten-Satz von „nv-charts“ kostenlos die App bei, um diese Karten als Rasterkarten digital zu verwenden, kreuz und quer über alle möglichen Geräte – Laptop, Tablet, Smartphone und Apple. Sagt der Verlag „nv-charts“: „Diese App ist ein vollwertiges Navigationsprogramm mit allen Funktionen die man eben so braucht, man muss auch nichts extra dazu kaufen. Sie ist selbsterklärend und einfach zu installieren.“
Das mag sein, ich muss gestehen dass ich noch nichts elektronisch installiert habe, denn ich bin wie gesagt auch so glücklich. Übrigens, für altmodische Leute wie mich, und nicht nur für die, gibt es auch einen guten technischen Support bei „nv-charts“. Und zwar tatsächlich beim Verlag in Eckernförde und kein Callcenter in Dänemark, Polen oder Nigeria.