Buchen und Fluchen

Reisen ist anstrengend. Dabei bin ich gerne unterwegs. Am liebsten per Schiff, vorzugsweise dem eigenen. Landtransport ist in fast allen Fällen indiskutabel, Fliegen geht so gerade eben noch. Obwohl man heute ja wirklich nicht mehr zum reinen Vergnügen durch die Gegend jetten soll. Aber was heißt überhaupt Vergnügen. Man sitzt eng gedrängt wie ein armes Vieh auf dem Weg zum Schlachthof, auf den Flughäfen wird man entsprechend abgefertigt – hier stimmt der Begriff auf den Punkt. Unterwegs kann man lesen, sofern es ein kleinformatiges Taschenbuch ist und meist kommt man sogar an, sofern die Kiste nicht abstürzt weil der Pilot durchdreht oder plötzlich im Cockpit stirbt oder mal zur Toilette muss. Dazu kommt die eigenartige Gewissheit, dass die 298 Passagiere an Bord 298 unterschiedliche Preise für genau die gleiche Transportleistung gezahlt haben und dass ich vermutlich wieder mal zuviel berappen musste. Eigenartig auch, dass Steuern und Gebühren und „Handling Fees“ und „Service Fees“ und was auch immer ein Vielfaches des eigentlichen Ticketpreises – sofern dieser überhaupt noch in Rechnung gestellt wird – ausmachen. Flugpreise sind mindestens so undurchschaubar und unlogisch wie Benzinpreise.

Nun sollte man meinen, dass clevere Seiten im Internet einem schon die besten Schnäppchen in diesem Dschungel heraus suchen. Reinfall! Neulich hatte ich zwei Flüge von Kopenhagen nach Dublin gebucht, hin und zurück also, auf der Seite Flug.de. Um die passenden Tage und Zeiten zu finden, dazu noch zu einem günstigen Preis, erforderte schon einige Recherche. Aber dann schien alles klar, wie gesagt, am Ende einfach bei Flug.de gebucht. Hin mit Norwegian, retour mit Aer Lingus. Das war die Kombination, die mir die Seite vorgeschlagen hatte. Daten der Kreditkarte eingeben, Knopf drücken, alles klar.

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Alles klar? Tags darauf kam eine freundliche Mail von Flug.de: „Sie haben sich für einen Flug mit verschiedenen Fluggesellschaften entschieden. Leider konnte nur ein Teil des gewünschten Fluges final bestätigt werden. Die Buchungsanfrage für die Strecke Copenhagen (CPH) – Dublin (DUB) am 26.10.2015 wurde nicht von Norwegian Air Shuttle bestätigt. Entsprechend liegt für diesen Flugabschnitt keine Buchung vor.“ So weit, so blöd. Also kein Hinflug. Dann aber noch dies: „Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass die bestätigte Teilstrecke für Buchung —NR—/—FILEKEY—  automatisch im System erhalten bleibt und zur Zahlung fällig wird.“

Der Hinflug futsch. Rückflug zur Zahlung fällig. Den brauche ich dann aber auch nicht mehr. Freundlicherweise wird mir die Nummer von Aer Lingus mitgeteilt, damit ich mich selber dort darum bemühen kann, entweder den Flug zu stornieren – wobei erwähnte Steuern, Gebühren und undurchsichtige „Fees“ natürlich nicht erstattet werden – oder nach einem alternativen Hinflug zu fragen. Ach ja, die „Service Fee“ für den Verkauf der Flugtickets (oder Vermittlung?) an Flug.de war natürlich auch schon fällig geworden – allerdings wurde mir versichert, dass nun eine Hälfte davon zurück erstattet würde.

Was ist das für eine Serviceleistung? Wie gehen die mit ihren Kunden um – zu denen ich künftig ganz gewiss nicht mehr zählen werde? Deine Verbindung wie gebucht klappt nicht, lieber Kunde, das ist leider so und wir können nun leider auch nichts mehr für dich tun. Sieh zu, wie du damit klar kommst. So deutlich wird mir das natürlich nicht mitgeteilt, sondern so: „Nach den uns vorliegenden Kenntnissen ist leider keine Buchungsanfrage bei der Fluggesellschaft zustande gekommen. Wir haben aus datenschutzrechtlichen Gründen keinen Zugriff auf die Daten der Fluggesellschaft und erhalten auch telefonisch keine Auskunft. Bitte wenden Sie sich deswegen direkt an die Fluggesellschaft Norwegian Air Shuttle.“ Und so: „Bitte wenden Sie sich für die Stornierung direkt an die Fluggesellschaft Aer Lingus. Da es sich um einen sogenannten Billigflug handelt, haben wir nach Abschluss der Buchung aus datenschutzrechtlichen Gründen keinen Zugriff auf Ihre Flugbuchung und erhalten auch telefonisch keine Auskunft.“

Geld kassieren und wenn’s kompliziert wird den ganzen Kram dem blöden Kunden vor die Füße werfen. Da wende ich mich zukünftig dann doch lieber wieder an das freundliche Reisebüro in meiner Stadt. Vielleicht helfen die mir auch weiter, wenn es mal nicht wie gewünscht klappt. Allerdings, und hier kommt die ironische Wendung der ganzen Geschichte: Dermaßen genötigt einen neuen Hinflug zu finden gelang es mir auch – und das am Ende noch günstiger als die ursprünglich vorgeschlagene Verbindung.

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Davon abgesehen sind meine Lieblingsflüge sowieso die in den kleinen „Twin Otter“ Bussen. Von Insel zu Insel. Direkt am Schalter gebucht und bezahlt. Windward Air in der Karibik zum Beispiel, das geht aber nur wenn man direkt von Insel A nach Insel B fliegt (St. Maarten – St. Barth ist beliebt) ohne Zwischenstopp und ohne Gepäck – sonst verbringt man den Rest seines Inselaufenthaltes mit dem wenigen, was man hier so gemeinhin an sich trägt. Oder, noch besser, der Flug vom Ostfriesischen Festland nach Wangerooge. Piloten und Personal sehr freundlich, Preise extrem transparent (es gibt entweder »hin« oder »hin und zurück«). Gefühlte Flugdauer fünf Minuten, da kann nichts schief gehen – das ist so sicher wie Fahrradfahren. Auf der autofreien Insel, wohlgemerkt. Perfekt! Allerdings, was man auf Wangerooge will? Andere Geschichte…

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