Es ist kaum zu glauben, aber er hat es wirklich getan und ist mit einem acht Meter langen, geliehenen Holzboot um die Welt gesegelt – einfach so.
Wofür andere eine jahrelange Vorbereitung, ein durchgetestetes Boot und ein doch eher größeres Budget brauchen, reichte Sebastian Pieters, beinahe, nur sein uns älteren Seglern etwas blauäugig erscheinender Enthusiasmus. Er wollte in die Welt hinaus und er hat es geschafft, mit gerade einmal 22 Jahren. Da kann beim Leser seines Buches schon einmal leichter Neid aufkommen, ob der vor Jahrzehnten vermutlich verpassten Gelegenheiten. Sei es, dass uns damals der Mut fehlte, die Absicherung nach allen Seiten, das Studium gerade besonders viel forderte oder der Job ja nun zumindest am Anfang an erster Stelle stehen sollte.
Die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen und manch einer wird bei dem Gedanken ein überzeugtes „leider“ seufzen, doch eintauchen in ein solches Abenteuer kann man noch immer, zumindest bequem zuhause im Sessel versinkend, im Cockpit oder in der Koje.
Sebastian Pieters nimmt uns mit auf seine unglaubliche Reise, erzählt vollkommen unprätentiös und dadurch umso authentischer von seinem Abenteuer, davon wie ihm sein ehemaliger Mathematiklehrer sein Boot angeboten hatte, mit den klaren Worten, dass er es schließlich nicht dafür gekauft hätte, dass es im Hafen liege. Sondern dafür, dass es segele. Solch einen Lehrer hätte man haben müssen! Da verlieren Argumente wie wenig Segelerfahrung, Geld- oder Zeitmangel schnell an Überzeugungskraft.
Gerade diese Leichtigkeit, diese Spontaneität, der Glaube an die Machbarkeit eines anfangs viel zu groß erscheinenden Projektes faszinieren. Dass man vielleicht hin und wieder noch etwas an der Sprache hätte feilen oder die Qualität der Bilder im Druck hätte verbessern können, diese Gedanken könnten anfangs aufkommen. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann taucht man ein in die Abenteuer und das große Projekt und dann ist es gerade dieser fehlende Perfektionismus, der nicht wirklich fehlt sondern den Leser viel eher berührt und dabei an seine vergilbten Abenteuerbücher denken lässt, die ihn vor langer Zeit selbst zum Träumen gebracht haben. Das Gefühl kommt auf, dass mehr auf Dauer nicht unbedingt besser ist.
Wie schön ist es da, dass Pieters, der übrigens für seine Reise mit der Medaille des Verein Trans-Ocean ausgezeichnet wurde, uns wieder das Träumen lehrt und für uns die Zeit dabei wieder ein klein wenig zurückschraubt. Wunderbare Lesestunden sind garantiert!