Ein perfektes Wochenende. Sonne, Wind, was will ich mehr. Samstagnachmittag entscheide ich mich spontan, noch schnell irgendwohin zu segeln, aus der Förde raus, Richtung Ostsee. Oder so. Das Segeln macht super Laune, kreuzen bei Ostwind nach Osten, um die „Schwiegermutter“ bei Holnis herum und weiter – doch dann ist es Abend, der Magen knurrt, kalter Wein ist auch keiner an Bord und Langballigau liegt verlockend vorm Bug. Ein Weilchen könnte ich noch weiter segeln, Sønderborg, Hørup Hav, Gelting. Oder so. Aber der Magen. Der Wein. Und Sonntag muss ich rechtzeitig zurück sein zum Wählen. Also rein.
Das ist schon fast ein kleines Abenteuer. Der gemütliche Hafen ist voll wie Helgoland zur Nordseewoche. Der Mastenwald steht dicht wie das Schilf am Ufer des Dorfteichs, ausnahmsweise nehme ich schon draußen die Segel weg. Direkt hinter mir segelt ein Schiff zielstrebig hinein, ungeachtet der angespannten Liegeplatzlage. Der kennt sich hier aus, denke ich, der wird seinen Platz haben – und richtig. Ein älterer Herr alleine an Bord, unaufgeregt macht er an den Pfählen vor einer leeren Box fest, nimmt die Segel weg, klart in aller Ruhe sein Schiff auf, erst dann verholt er sich gemütlich in seine Box hinein. Mit Leinen, ohne Motor.
Ich erfreue mich an dem Anblick, treibe dabei durch den Hafen, auf der Suche nach einem freien Plätzchen irgendwo. – „Hallo!“ Ein schriller Ruf, geht mich nix an denke ich. „Hallo!“, kreischt es noch einmal, dringend nun, außerdem kommt ein Schiff unter Maschine direkt auf mich zu gefahren. Was soll das? „Wo wollen sie denn hin?“, frage ich einigermaßen verdutzt. „Auf unseren Liegeplatz!“, schallt es zurück, nun definitiv aufgeregt und sehr unentspannt. Kann ich das ahnen? Und weiß ich, wo die ihren Liegeplatz haben? Und warum die es so dringend eilig haben? Als ich abdrehe – mit dem Schiff, nicht sonst – kommt mir das gegnerische Schiff bedrohlich nahe. Hektische Dame auf dem Vorschiff, böse schauender Mann am Ruder, diverse Menschen dazwischen an Deck. Er schüttelt den Kopf und schaut mich vernichtend an: „Mitten im Hafen! Mitten drin!“
Sorry, dass ich ihnen ihre Einflugschneise versperrt habe, denke ich, und: Wo sonst sollte ich sein, als mitten im Hafen? Muss ich mich demütig an den Rand drücken, wenn ihro Herrschaften ohne Umweg in ihre Box dampfen wollen? Oder mich am besten gleich auflösen? Alarmtauchen? Sorry auch, dass ich dann doch grinsen muss als ich noch höre: „Aus diesem Winkel wird das nichts!“ Sie, auf dem Vorschiff, gibt ihre Anweisungen, dazu das typisch hektische vor-zurück-vor-zurück Gewürge unter Maschine.
Der überaus freundliche und hilfsbereite Hafenmeister lotst mich dann noch an einen freien Platz, ich binde mein Schiff fest und gehe an Land. Endlich der Einlaufwein! Abendsonne, Blick auf die Förde, draußen schleicht ein Traditionssegler vorbei, der Wein ist kalt und trocken und köstlich, das Abendessen ordentlich, der Spaziergang am Strand danach wunderbar – welch ein schöner Ort, welch schöner Hafen dieses Langballigau doch ist.