Die Männer der Emden. Die wahre Geschichte einer unglaublichen Odyssee
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird 1914 der Kleine Kreuzer „SMS Emden“ des Deutschen Ostasien-Geschwaders vom chinesischen Tsingtau aus zum Handelskrieg im Indischen Ozean gesandt. Der Nachschub der britischen Streitkräfte wird empfindlich gestört, das Verhalten gegenüber den Gegnern ist jedoch stets so respektvoll, dass die Besatzung der „Emden“ selbst in der englischen Presse als „Gentlemen of War“ betitelt wird.
Auf einer der Kokosinseln zerstört ein 50-köpfiger Landungszug im November 1914 eine britische Funkstation. Hilflos müssen die Männer danach von der Insel aus anschauen, wie ihr Schiff vom australischen Leichten Kreuzer „HMAS Sydney“ versenkt wird. Auf der Insel auf ihre Gefangenschaft zu warten, kommt für den Kapitänleutnant Hellmuth von Mücke jedoch nicht in Frage. Er nimmt kurzerhand den rotten Schoner „Ayesha“ in Beschlag, mit dem er zurück nach Tsingtau segeln möchte. Doch schon der Weg bis ins indonesische Padang wird durch den schlechten Zustand des Schiffes, ohne Navigationsausrüstung, mit anhaltender Flaute, in den Tanks faulendem Wasser und einem heftigen Sturm zur Tortur. Den Kolonialbesitz der neutralen Niederländer müssen die Deutschen dennoch binnen 24 Stunden wieder verlassen, wenn sie weiter möchten. Der Hafen von Tsingtau ist inzwischen allerdings in japanischer Hand. Also wird kurzerhand ein deutsches Frachtschiff beschlagnahmt und mit etwas Farbe und einer eigens genähten Flagge in einen italienischen Frachter „umgewandelt“. Die „Ayesha“ wird versenkt. Unbehelligt gelingt die Weiterfahrt bis ins arabische Al Hudaida, wo die Männer der „Emden“ unbemerkt an Land gehen können.
Von hier möchte sich Leutnant von Mücke zur Hedschas-Bahn, einer Eisenbahnlinie durch Arabien, durchschlagen, um nach Konstantinopel zu gelangen. Die Türkei ist in diesem Weltkrieg ein Verbündeter. Da die Bahn aber nie komplett fertiggestellt wurde, müssen die deutschen Soldaten bis Al-Ula auf Kamelen durch die Wüste. Ein überraschender Beduinenangriff verlängert den Aufenthalt in der Wüste um mehrere Tage und kostet drei Soldaten das Leben. Die restlichen Männer erreichen die Eisenbahn schließlich und gelangen über Syrien und Konstantinopel zurück nach Berlin.
Die wahre, 13.000 Kilometer lange Odyssee der Männer der „Emden“ wurde für den Film deutlich gestrafft. Zur besseren Nachvollziehbarkeit wurde das auch schon in anderen Historiendramen wie etwa „Master and Commander“ praktiziert. In der jetzt auf DVD erschienenen 142-Minuten-Version des Filmes wird etwa nicht erwähnt, dass Leutnant von Mücke und seine Männer auf ihrem Weg zurück nach Berlin zeitweise mit Daus auf dem Roten Meer nach Norden segelten. Um nicht entdeckt zu werden, hielten sie sich dicht am Ufer und versenkten dabei eines der Schiffe an einem Korallenriff. Auch entspricht der 2-Mast-Schoner „Ayesha“ im Film nicht dem deutlich größeren Original mit drei Masten.
Ich fühle mich dennoch – auch in dieser Länge – gut und spannend unterhalten. Vor allem die schauspielerische Leistung Sebastian Blombergs halte ich für beeindruckend. Er spielt die innere Zerrissenheit des Leutnants von Mücke zwischen enormem Pflichtbewusstsein und massiven Zweifeln absolut glaubhaft. Die Flucht von Maria von Plettenberg (Felicitas Woll), der heimlichen Verlobten des Leutnants Karl Overbeck (Ken Duken), und ihrer Familie aus dem gefallenen Tsingtau wird als Neben-Erzählstrang gezeigt. Diese obligatorische Liebesgeschichte stört keinesfalls. Die mäßig überzeugende Sibel Kekilli in der verzichtbaren Rolle der türkischen Dolmetscherin taucht nur so kurz in der Wüste auf, dass sie nicht als Aufreger lohnt.
Selbst die Sturm- und Gefechtsszenen sind überzeugend und so halte ich „13.000 Kilometer“ für einen sehenswerten Film, der auf der DVD durch zwei interessante Extras ergänzt wird: ein 85-minütiges Making-of und einen Audiokommentar. Gutes deutsches Kino, das mit kurzen Hinweisen zum Schicksal der Emden-Besatzung endet. Die Hälfte der Matrosen fiel noch im Laufe des Ersten Weltkriegs. Leutnant Karl Overbeck desertierte nach Schweden und gründete dort eine Familie. Leutnant Hellmuth von Mücke diente zunächst weiter in der Marine und setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands ein.
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