Von Sehnsucht und Aufbruch…

Die besten Ideen habe ich fast immer an Bord. Unterwegs beim Segeln, im Hafen oder vor Anker. Spielt alles keine Rolle – Hauptsache: Auf meinem Schiff. So ähnlich, vermute ich, wird es auch Thomas Käsbohrer gehen. Er segelt seit Monaten durch das Mittelmeer, genauer: Durch die Ägäis, ist zwischen historischen Häfen und vergessenen Inseln unterwegs – und eigentlich Verleger. Aber eben auch kein »normaler« Verleger – wobei, was ist schon normal. Auch kein sehr traditioneller Verleger, obwohl er das lange Zeit war; 22 Jahre lang als Geschäftsführer eines technischen Buchverlags und davor noch ein paar Jährchen in einem Belletristik-Verlag. »Eine gute Zeit«, wie er über diese Vergangenheit sagt. Ich wette, dass er seine Gegenwart vielleicht sogar noch höher schätzt. Unter Segeln vagabundieren, in einer Gegend der Welt die vor allem ihn, den Historiker, besonders faszinieren dürfte. Schreiben dabei, selber, einen Blog aus dem schon ein Buch entstanden ist, das zweite ist im Werden. Und auch noch gute Ideen haben für einen zeitgemäßen Verlag.

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Der Verlag: Das ist millemari, ein vor allem elektronischer Verlag für Bücher über das Segeln, über das Meer und über die Menschen, die damit zu tun haben. Und das alles ist sehr spannend, weil dieser Verlag neue Wege geht. Im Vertrieb und Marketing voll auf das Internet und alles, was an Social Media dran hängt, setzt. Aber auch im Programm, denn es geht zwar um Segelbücher, aber nicht um Fachbücher im herkömmlichen Sinn. Und auch die Art, wie die Bücher für millemari geschrieben werden, ist nicht immer die »gute alte«.

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Das Buch Gewittersegeln, zum Beispiel. Thomas Käsbohrer sagt dazu: »Dies ist kein Fachbuch im herkömmlichen Sinne. Segeln im Gewitter, das ist eine Grenzerfahrung. In der Ausbildung kommt das, wenn überhaupt, eher nebulös vor. Also machen wir ein Buch daraus, indem wir Segler fragen und diese dann ihre Geschichten aufschreiben – dann ergibt sich daraus ein Bild. Ich hätte auch einen einzigen „Experten“ fragen können, aber so lernen wir aus den Erfahrungen von 40 Seglern. Und das ist doch mindestens so spannend wie ein Krimi! Und genau das ist es, was ich als modernes Buch bezeichne.« Auch SchärenSegeln ist kein herkömmliches Buch über das Segeln in den Schären. Hier hat der Musiker Claus Aktoprak es geschafft, über das Medium E-Book ein Gesamterlebnis aus Bild, Text und Musik zu komponieren, wie es »normale« Bücher nicht leisten können.

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Erschienen ist das Buch, wie auch die anderen Titel von millemari, zunächst als E-Book. »Wir machen vor allem E-Books«, sagt Käsbohrer. »Es gibt bei uns drei Stufen. Erst als E-Book veröffentlichen. Wenn das denn ein Erfolg ist, bieten wir es als Print on Demand an. Und erst wenn es dann richtig gut läuft, werden wir eine kleine Auflage drucken.« Der Hintergrund: Als Thomas Käsbohrer den Verlag millemari gründete, gemeinsam mit Susanne Guidera, einer alten Bekannten die ebenfalls aus der Buchbranche kommt (»Zusammen haben wir über 50 Jahre Verlagserfahrung!«), formulierten sie drei Grundsätze. Erstens: Keine Gesellschafter. Was auch bedeutet, dass hier mehr auf Kreativität denn auf Kapital gesetzt wird. Zweitens: Keine Lagerhaltung. Und drittens: Nur noch das tun, was Spaß macht.

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Das Thema E-Book bewegt den Bücherprofi Käsbohrer schon lange. Und, damit verbunden, auch die Vertriebswege über das Internet. Denn: »Als kleiner Verlag kommt man kaum noch in die Buchhandlungen. Da gibt es die drei großen K – Krimi, Kinder, Kochbuch. Aber als kleiner Verlag ins Sortiment zu kommen kann man fast immer vergessen. Da bietet das Internet als neuer Vertriebsweg eine echte Chance. Das macht uns Laune auf mehr…!« Ob man damit Geld verdienen kann? »Fragen sie mich das in einem Jahr noch einmal«, lacht er. Fügt dann aber hinzu: »Kleines Geld geht immer, irgendwie, aber wir wollen natürlich schon einen Schritt weiter kommen.«

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Ist dies denn quasi der Verlag der Zukunft? »Das wäre mir eine Nummer zu groß«, erwidert er. »Aber ich liebe Verlage und Bücher, ich mache das mit Leidenschaft. Und: Wenn man einen Verlag macht, dann muss man seine Zielgruppe sehr genau kennen. Deren Werte und Probleme verstehen. Ich würde millemari auch nicht als einen „Segelverlag“ bezeichnen. Vielmehr geht es um das Meer und um Menschen. Um Lebensentwürfe, Sehnsucht und Aufbruch, Scheitern und Anfang. Unsere Kernzielgruppe sind Menschen die es lieben auf dem Meer zu sein. Aber dann gibt es als Leser auch noch all die, die davon träumen. Das ist dann ein sehr weites Feld!«

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Was können wir demnächst bei millemari erwarten? »Meine Segelreise geht weiter, ein neuer Titel wird sich mit den „vergessenen Inseln“ in der südöstlichen Ägäis befassen. Insgesamt wollen wir im nächsten Sommer 25 neue Titel anbieten können. Vor allem, aber gilt: Was immer wir machen, es wird authentisch sein!«

Hier geht es zur Literaturboot-Rezension von Thomas Käsbohrers Buch „Einmal München – Antalya, bitte!“.

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