Bretonische Brandung

Les Glénans. Vielen Seglern bekannt als die legendäre, schon 1947 gegründete Segelschule im Atlantik, auf den gleichnamigen Inseln rund zehn Seemeilen seewärts von Concarneau in der südlichen Bretagne. Hier holten sich Titanen des Hochseesegelns ihre ersten Seebeine und Segelerfahrungen, so Franck Cammas, Francis Joyon, Karen Leibovici oder Vincent Riou – heute bekannt als Helden der Weltrennen VOR oder Vendée Globe und Hüter der verschiedensten Rekorde auf allen Meeren. Aber eigentlich sind die Glénans nichts weiter als ein Häufchen kleiner Eilande und karger Inselchen, wild und zerklüftet und vor allem ganz weit abgelegen vom Rest der Welt.

Hier tauchen plötzlich drei Leichen auf und der arme, sympathische Kommissar Dupin muss einen verzwickten Fall lösen; von dem man anfangs noch nicht einmal weiß, ob es überhaupt ein solcher ist oder vielmehr nur eins der vielen tragischen Bootsunglücke in diesen tückischen Gewässern. Dupin, das muss man gleich dazu sagen, wurde von Paris aus hierher versetzt, scheint sich aber in Concarneau, der schönen Stadt am Meer, doch recht wohl zu fühlen. Würde ihn nicht seine Mutter, leicht herrisch, verwöhnt und direkt aus der Pariser Bourgeoisie einfliegend, hier am – wie sie meint – äußersten Rande der Zivilisation heimsuchen.

Die tiefe Kluft zwischen den Parisern und den Bretonen. Die wunderschöne Landschaft an der rauen Küste, die frische Seeluft, die eigensinnigen Menschen dort. Das alles und noch viel mehr fängt der Autor atmosphärisch höchst gelungen ein; man möchte sich bei der Lektüre am liebsten glich selbst auf den durchaus weiten Weg bis in diesen äußersten westlichen Zipfel Frankreichs machen. Und dafür allein lohnt sich schon die Lektüre, ist unterhaltend und hier und da überraschend und auch bildend. Viel Action dagegen gibt es nicht, aber das ist nicht notwendig um sich in den Bann der Welt des Kommissar Dupin ziehen zu lassen. Ein Rezensent schrieb, Dupin sei „ein grundsolider Polizist alter Schule und das bretonische Pendant zu Donna Leons Brunetti“. Das trifft die Sache schon ziemlich gut.

Ein Geheimnis allerdings wird nicht gelüftet. Der Autor verbirgt sich hinter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec. Er sei in Deutschland und in der südlichen Bretagne zu Hause, mehr verrät der Verlag nicht. Vielleicht das bretonische Pendant zum mexikanischen B. Traven?

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